415 Von den Pflanzenfressern ergreifen die meisten ihre Nahrung mit den Lippen oder der Zunge, einige wenige mit den Vordergliedmaßen (Affe, Känguruh) oder mit rüsselförmigen Werkzeugen (Elefant). 2. Me die ^iere die Dahrung zerkleinern. Feste Nahrung erfordert besondere Vorrichtungen zum Zerkleinern. Die meisten Säugetiere besitzen hierzu knochige Zähne. Zum Lostrennen der Nahrung (Abbeißen) und zum Benagen der Knochen dienen die meißelförmigen Schneidezähne, die sich wie zwei ge¬ krümmte Messerschneiden gegeneinander bewegen. Im Oberkiefer der Wiederkäuer werden sie durch eine Knorpelleiste ersetzt. Die kegelförmigen Eckzähne gleichen Dolchen, die in die Beute gestoßen werden. Ausgesprochene Pflanzenfresser (Wiederkäuer, Nagetiere) haben keine Eckzähne, und bei den Tieren mit gemischter Kost treten sie nicht besonders hervor. Die Backenzähne stehen den Dreh¬ punkten der Kiefer am nächsten und sind daher nach dem Gesetz vom einseitigen Hebel zu großen Kraftänßerungen befähigt. Bei den Pflanzenfressern wird die Speise von den Backenzähnen wie von Mühlsteinen zermahlen. Sie kauen entweder seitlich (Wiederkäuer) oder bewegen den Unterkiefer von vorn nach hinten (Nagetiere). Die spitzen Backenzähne der Raubtiere dienen zum Zerschneiden des Fleisches und zum Zermalmen der Knochen. Aus'dem Zahnbau der Tiere kann man auf die Art der Nahrung schließen. Viele Vögel und die Schildkröten zerdrücken die Nahrung mit ihren hornigen Kieferrändern. Die Schlangen verschlingen sie ungekaut. Damit sie dabei nicht er¬ sticken, reicht die Luftröhre bis an die Vorderzähne des Unterkiefers. 3. Mie die Nahrung verdaut wird. Über die Verdauung in den einzelnen Darmabschnitten siehe S. 431—34. 4. Wodurch sich fleisch- und Pflanzenfresser unterscheiden. Fleisch- und Pflanzenfresser unterscheiden sich nicht nur im Gebiß, sondern auch im Bau des Verdanungskanals. Da die Fleischkost nahrhafter und leichter ver¬ daulich ist als die Pflanzennahrung, so genügt den Fleischfressern ein ober¬ flächliches Kauen. Der Magen ist einfach und der Darm etwa nur 4 mal (Katze) oder 5 mal (Hund) so lang wie der Körper. Bei den ausgesprochensten Pflanzen¬ fressern, den Wiederkäuern, ist der Darm 23 mal (Rind) bis 26 mal (Schaf und Ziege) so lang wie der Körper. Das ist nötig, weil die Pflanzenkost schwerer verdaulich ist als die Fleischkost und deshalb längere Zeit durch die Verdauungs¬ säfte bearbeitet werden muß. Außerdem muß sie wegen ihres geringen Nährwertes gründlicher durchgearbeitet werden als die Fleischkost. Was für die Säugetiere gilt, trifft auch für die übrigen Tiere zu. Bei den Körnerfressern und den Vögeln, welche die harten Körner nicht zerkauen können, gelangt die Nahrung zuerst in eine beutelförmige Erweiterung der Speiseröhre, Kropf genannt, in der sie durch einen besonderen Saft erweicht wird. Auch ist ihr Magen nicht ein häutiger Sack, wie bei den übrigen Vögeln, sondern besitzt stark verdickte Muskelwände, die an ihrer Innenseite eine rauhe Chitinhaut tragen. (Muskel- magen.) Zwischen ihnen wird die erweichte Nahrung zermahlen, also nicht bloß erweicht und aufgelöst wie im Magen der übrigen Vögel, dem Retorten¬ magen. Kleine Sandkörner unterstützen die Zerkleinerung. 5. Verdauungsapparat der niedersten "Ciere. Je tiefer wir in der Tierreihe hinabsteigen, desto mehr vereinfacht sich der Verdauungsapparat. Bei