22 Geschichte. selbst war. In allen Verwaltungszweigen ließ er die größte Sparsamkeit walten. Von den Beamten forderte er Ordnung und Pünklichkeit und schuf dadurch einen vortrefflichen Beamtenstand. Auf seinen Besichtigungs- reisen sah er nach, wie seine Befehle ausgeführt wurden, und bestrafte säumige Beamte. Der Wohlstand des Volkes hob sich, und der Staatsschatz betrug bei des Königs Tode 26 Millionen Mark. — Dem Heerwesen widmete Friedrich Wilhelm die größte Sorgfalt. Er vermehrte das Heer auf 84000 Mann. die zwar unter harter Zucht standen (Spießrutenlaufen), aber auch vortrefflich geschult waren. Hierbei war sein getreuer Gehilfe der „alte Dessauer." Besonders liebte der König lange Soldaten, und sein Leib¬ regiment war eine wahre Riesengarde. 3. Im Nordischen Kriege besetzte er Stettin, vertrieb die Schweden aus Stralsund und Rügen und erhielt Vorpommern bis zur Peene. — Durch allzugroße Anstrengungen hatte des Königs Gesundheit gelitten, und er starb schon im 52. Lebensjahre 1740. § 19. Friedrich II., der Große (1740—1786). A. Seine Jugend. 1. Des Kronprinzen erste Erziehung wurde seiner Mutter und einer Französin überlassen; durch letztere gewann er frühe die französische Sprache lieb. Später kam er in militärische Zucht. Sein Vater wollte ihn zu einem frommen Christen, sparsamen Menschen und tüchtigen Soldaten erziehen. Aber der Kronprinz wurde durch verkehrte Erziehung dem Christentum entfremdet, er machte Schulden und fand an den Waffenübungen keinen Gefallen; dagegen liebte er französische Tracht und Bücher und blies gern die Flöte. Darüber war der König betrübt und klagte: „Fritz ist ein Qnerpfeifer und Poet und wird mir meine ganze Arbeit verderben!" 2. Der Zwiespalt zwischen Vater und Sohn ward immer größer. Da beschloß der Prinz, zu seinem Oheim, dem Könige von England, fliehen. Als er 1730 mit seinem Vater in die Nähe von Heidelberg kam, sollte der Plan mit Keith und Katte, zwei Freunden des Prinzen, ausgeführt werden; doch wurde er dem Könige verraten. Dieser behandelte seinen Sohn als Deserteur, ließ ihn nach Küstrin in Hast bringen und Katte hinrichten. Auch der Kronprinz sollte hingerichtet werden. Endlich bat der Prinz um Verzeihung, und der Zorn des Vaters milderte sich. Jener blieb vorerst in Küstrin und lernte die Staatsverwaltung gründlich kennen. Er heiratete später eine Nichte des Kaisers und lebte auf dem Schlosse zu Rheinsberg, wo er seinen Studien oblag, aber auch sein Regiment zu des Vaters Zufriedenheit exerzierte, so daß die Aussöhnung zwischen Vater und Sohn eine völlige wurde. 8. Der erste Schlesische Krieg (1740—1742). Bald nach Friedrichs Thronbesteigung starb Kaiser Karl VI. 1740. Seine Erbin war seine Tochter Maria Theresia. Gegen sie erhoben sich bald viele Feinde. Auch Friedrich erhob Anspruch aus Schlesien. (§ 15, E. 5.) Er ließ Ende 1740 sein Heer in Schlesien einrücken. Ein österreichisches Heer zog heran, und bei Mollwitz, unweit Brieg, kam es am 10. April 1741 zur Schlacht. Die Preußen schossen so ruhig und schnell wie auf dem Exerzierplätze, und der Feind mußte weichen.— Österreich trat im Frieden zu Breslau Schlesien an Friedrich ab (1742). 0. Der zweite Schlesische Krieg (1744 u. 45). Maria Theresia rüstete sich, von England unterstützt, zum neuen Kriege gegen Friedrich. Die Österreicher sielen in Schlesien ein, doch schlug sie Friedrich 1745 beiHoheu- friedeberg (Striegau). Nachdem auch der alte Dessauer einen Sieg bei