90 8 40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürst und seine Mitarbeiter. die Vielen gefangenen Franzosen befreien wollte. Aber felsenfest standen die nur den dritten Teil so starken Deutschen unter General von Werder. In einer dreitägigen Schlacht im Januar bei 14° Kälte wurden die Fran¬ zosen besiegt und über die Grenze in die Schweiz getrieben. —In Paris war während dieser Zeit die Not aufs höchste gestiegen. Pferde, Hunde, Katzen, selbst Ratten und Mäuse wurden verzehrt. Oft unternahm die Be¬ satzung der Stadt Ausfälle; aber alle wurden von den Deutschen zurück¬ geschlagen. Endlich hatte die Milde König Wilhelms, der die schöne Stadt schonen wollte, ein Ende; er befahl, sie zu beschießen. Und auch jetzt noch leisteten die Pariser eine Zeitlang Widerstand. Am 28. Januar ergab sich die Stadt. 7. Die Wiederherstellung des Deutschen Reiches fand mitten im Kampfesgetümmel am 18. Januar 1871 zu Versailles statt. Die deutschen Fürsten hatten durch den König von Bayern den König Wil¬ helm I. bitten lassen, die deutsche Kaiserkrone anzunehmen und Deutschland unter dem Titel eines Deutschen Kaisers zu regieren. In feierlicher Versammlung, umgeben von deutschen Fürsten, den königlichen Prinzen, den Generalen und Ministern verkündete Kaiser Wilhelm die Annahme der Kaiserkrone und versprach seinem Volke: „Ein Mehrer des Reiches sein zu wollen, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in Werken des Friedens, der Wohlfahrt und Gesittung!" 8. Der Friede. Auf die Übergabe von Paris folgte eine Waffenruhe. Während derselben zogen die Deutschen zum dritten Male in Paris ein. Die Verhandlungen über den Frieden wurden am 10.. Mai zu Frank¬ furt a. M. geschlossen. Frankreich mußte das Elsaß und Teile von Loth¬ ringen herausgeben und 5 Milliarden Frank Kriegskosten zahlen. Die Deut¬ schen aber waren als einiges Volk aus dem gewaltigen Kriege hervorge¬ gangen, in welchem jede Schlacht für sie einen Sieg bedeutete. Am 16. Juni zog Kaiser Wilhelm unter endlosem Jubel seines Volkes an der Spitze seines Heeres in Berlin ein. § 40. Kaiser Wilhelm I. als Friedensfürst und seine Mitarbeiter. 1. Was Kaiser Wilhelm I. am 18. Januar 1861 gelobte, das hat er gehalten: er ist der Schirmherr des europäischen Friedens gewesen. Öster¬ reich hat er mit dem Deutschen Reiche ausgesöhnt. — Gleiche Münzen, Maße und Gewichte gelten in allen deutschen Staaten. Post-, Telegraphen- und Eisenbahnwesen, ebenso Schulen, Künste und Wissenschaften wurden sorgsam gepflegt. Kaiser Wilhelm I. sorgte unausgesetzt für die Verbesse¬ rung und Vermehrung des Heeres und der jungen Flotte, die auch in der Ferne dem Deutschen Reiche Achtung verschaffte. Sie namentlich hat den Erwerb von Kolonien in Afrika und auf Neuguinea und anderen In¬ seln ermöglicht. Das ganze Volk zeigte dem greisen Kaiser seine Liebe, als