— 578 — und Flecken, dort als vereinzelte Höfe. Aus dem grünen Laube der Obstgärten lugen die roten Ziegel der Häuser, weißgestrichene Giebel und grünbemooste Stroh¬ dächer hervor. Blauer Rauch steigt aus den Schornsteineil auf; manchmal qualmt er gemütlich aus allen Luken imb Öffnungen und schwelt wie eine dünne, blauweiße Wolke an dem dunklen Grün der Höfe entlang. Hier liegen die Ortschaften oder Höfe auf offener Ebene, anderwärts tief im Thalgrunde (Wildeshausen, Goldenstedt, Steinseld, Damme, die Mühlen an den tief ausgewaschenen Bächen). Ein ver¬ worrenes Netz von tausendjährigen, gewundenen Wegen kann in den uralten Ortschaften den Fremdling leicht in Verwirrung bringen; sie zaubern ihm aber immer neue Dorsbilder vor das aufmerksame Auge. Aus allen Obstgärten schmettern die Buch¬ finken ihre Strophe um die Wette. Immer muntereSpottvögel, Sperlinge und Stare, die in den Strohdächer:! mit unter¬ schlüpfen, Schwalben, die reihenweise am Hause ihre Nester bauen, zahlreiche Hühnervölker mit ihrem lauten Gegacker, Entengeschrei und Gänsegeschnatter von den Dorftümpeln, das gewohnheitsmäßige Gebell der Hunde hinter jeder fremd¬ artigen Erscheinung und noch manches andere bringt Leben in die Ortschaften, die in ihrer Abgeschiedenheit sonst manch¬ mal wie ausgestorben daliegen würden. — Vom Turme oder vom Schulhause sind die Klänge der Abendglocken tibers Dorf und die Fluren dahingehallt. Nach frommem Gebet eilt alles zum heimischen Herde. Kein Laut braucht die zur Krippe eilenden Pferde anzutreiben; pfeifend und singend folgt der Hirtenbube seiner buntscheckigen Herde. An wohlgepflegten Hecken, stellenweise auch noch an „Stubben"-Zäunen und Wallhecken entlang, geht's hinaus in die wallenden Kornfelder. Lugten in den Ortschaften gar lieblich großblumige Sternmieren aus den grünen Hecken, die blauen Blüten der Veronika aus dem Grasrain hervor, dann hier aus dem Getreide blaue Kornblumen und gold¬ gelber Lämmersalat. Sind die Ortschaften einigermaßen günstig gelegen, dann klingen die lieblichen Strophen der Nachtigallen noch lange an unser horchendes Ohr. Wie wispert's und lispelt's in dem Halmenmeere, wenn die Lüste leichte Wellenbewegungen darüber hinjagen! Eine Wolke fruchtbaren Staubes pudert uns Hut und Kleider, wenn der Roggen in Blüte steht. Ein paar Monate später hallt der Esch vom Klange der Sensen und vom frohen Gesänge der Schnitter wieder. Nun geht's in Wiesengründe hinab. Auf den Grenz¬ rainen und Wallhecken ragen düstere Erlen, lichte Weiden