religiöser und tugendhafter Gesinnungen. 49 und wurde daher seines Amtes entsetzt und dech Landes verwiesen. In dieser traurigen Lage entschloss er sich, nach Sachsen zu reisen, wo sein betrübendes Schicksal bereits bekannt geworden war. Als er unterweges mit seiner Fa¬ milie in einem Gasthose übernachtete und seine Gattinn sich über das Unglück ihres Mannes sehr grämte, suchte dieser sie zu beruhigen, und erinnerte sie unter andern an die Worte des 37sten Psalms: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird es wohl machen." Er selbst war sehr gerührt durch diesen Spruch des frommen Davids, ging in den Garten, welcher beim Wirthöhause war, und dichtete das herrliche Lied: „Befiehl du deine Wege und was dein Herze krankt, k. " *) Als es fertig war, las er es seiner Frau vor, und sie wurde ruhiger. Am späten Abend traten zwei Fremde in die Gast¬ stube, und erzählten unserm Gerhard, welchen sie aber nicht kannten, dass sie als Abgeordnete des Herzogs Christian von Sachsen-Merseburg kämen, um in Berlin einen abge¬ setzten Prediaer, Namens Gerhard, aufzusuchen. Gerhard sagte ihnen, dass er derjenige sei, den sie aufsuchen sollten, woraus sie ihm sogleich ein Schreiben des Herzogs über¬ reichten, der, bekannt mit dem traurigen Schicksale des Dichters, ihm bis zu seiner weitern Versorgung ein an¬ sehnliches Jahrgeld anbot. Gerhard wandte sich, vor Freu¬ den weinend, nachdem er das Schreiben gelesen hatte, zu seiner Gattinn, indem er ausrief: Sieh, wie Gott sorgt! Sagte ich dir nicht: „Befiehl dem Herrit deine Wege und hoffe auf ihn, er wird ss wohl machen." — Als das Lied, in der Folge gedruckt, auch in Friedrich Wilhelms Hände kam, bereuete dieser sent hartes Urtbeil.— Matth. 10s 29. 30. 2 Tim. 2, 19. 4. Auch aus beit größten Gefahren, wenn nach menschlicher Ansicht keine Hülfe mehr denkbar ist, kann Gott retten. Krösus, ein König von Lydien — in Kleinasien — der im 6ten Jahrhunderte vor Christi Geburt lebte, hatte un- ermeisliche Reichthümer und Schätze, und war auf diese ungeheuer vielen Güter so stolz, dass er sich für den aller- *) Siehe Hamiov. Gesaugb. Nr. 273. u. Hildesh. Gesuiigb. Nr. 423. Kinderfreimd. D