84 Poetische Erzählungen. „War nicht von mir, Ihr aber sollt „Nicht fragen, und, von wem es ist, „Auch nicht erfahren. Das nur wisst, „Dass gestern Abend einer kam, „Der mir das Brot gab, das ich nahm, „Und sagte: Wenn ein armer Mann, „Der krank ist, nichts verdienen kann, „Ein Brot holt, Freund, so gebt ihm dies! „So sagt’ er: ja, das ist gewissI „Darauf kamt Ihr, und ich gab es Euch. „Seht, wie Gott sorgt, nun seid Ihr reich! „Das Geld hat einen rechten Glanz.“ Der arme Mann erstaunet ganz Und auch sein Kind. Er nahm das Brot Und seufzt’ und sagte nur: „Ach Gott!i£ Und schnitt sich noch ein Stückchen ab, Und sprach: „Den Mann, der mir es gab, „Den segne Gott! Ach lebte doch (Er weint) „nun deine Mutter noch, „Du liebes Kind!“ — Das Söhnchen spricht. „0 Herzensvater, weint doch nicht!“ 12. Her brave mann. Der Thauwind kam vom Mittagsmeer, Und schnob durch Welschland *) trüb’ und feucht. Die Wolken flogen vor ihm her, Wie wenn ein Wolf die Heerde scheucht. Er fegte die Felder, zerbrach den Forst, Auf See und Strömen das Grundeis borst. Am Hochgebirge schmolz der Schnee; Der Sturz von tausend Wassern scholl, Das Wiesenthal begrub ein See, Des Landes Heerstrom wuchs und schwoll. Hoch rollten die Wogen entlang ihr Gleis, Und rollten gewaltige Felsen Eis. Auf Pfeilern und auf Bogen, schwer, Aus Quaderstein von unten auf, Lag eine Brücke darüber her, Und mitten stand ein Häuschen drauf. *) Italien. $#) Die Etsch bei Verone.