93. 82 immer die Worte vorsagen ließ: Bedenke, o König, daß du sterben mußt! Wir geringen Leute können es nun freilich einem so reichen Herrn nicht gleich thun und uns einen eigenen Beamten für diese Ermahnung halten. Aber der liebe Gott sorgt doch schon für solche Mahner, wer nur auf sie achten will. Da draußen vor dem Orte, wo der Weg vorüber führt, hält mehr als einer über die Kirchhofsmauer seinen Finger gegen uns empor. Und sagt ein stummer Wink von Grabeskreuzen nicht genug? — Du gehst jetzt in diesen Garten nicht hinein; das schwarz ange¬ strichene Thor ist vielleicht verschlossen, aber es hat Angeln und Riegel; und für wen wird es einst geöffnet werden? — Vielleicht geht eben ein Lüftchen über das Feld hin, und die Gebüsche oder Blumen auf den Hügeln rauschen gar sanft. Tönt's nicht wie ein Gruß in die Ohren von diesem oder jenem Verwandten und Freunde, dessen Mund dich nicht mehr grüßen kann? Vorbei, vorbei ist's mit ihnen, und ebenso geht's bei uns. Da ruhen sie alle zusammen; eine Mauer umher, eine Erde, eine Wolke darüber. Und wir wandeln häufig so stolz neben einander her, als hätte der eine vor dem andern in alle Ewigkeit etwas voraus. Wir suchen einer dem andern einen Vorteil abzujagen, als ob wir auch nach dem Tode für einen Vorrat sorgen müßten. — Wie schrumpft doch da all' die Wich- tigthuerei der Welt gleich einer Blume vor dem Abendhauche zu¬ sammen! Wie schmilzt da aller Hochmut und alles Rühmen gleich dem Reif des Feldes vor der Morgensonne! So habe denn Dank, stiller Kirchhof, für alles, was du vom Tode erzählst! Du verstehst es, den 90. Psalm uns vorzusagen. 83. Der Pilger. 1. Der Pilger aus der Arne rieht seiner Keimst ru; dort leuchten seine Sterne» dort sucht er seine Kuh'. 2. Sein Sehnen geht hinüder, der Jeib fällt in dss Grab; die Klumeu wachsen drüber» die Zlumen kalten ab. 3. In Aonigsstadten schimmert des Goldes reiche Pracht» und morgen sind zertrümmert die Städte und die Wacht. 4. Sie Ströme riehn hinunter ins wogeureiche Meer; die Wellen gehn drin unter» man sieht sie nimmermehr. 5. Ser Jarkenton verklinget im stillen Wiudeswehu; der Tag, den er besinget» musr heute noch vergehn. 6. Der von dem Ionigseime der Ewigkeit geschmeckt» der Pilger ist daheime nur, wenn das Grab ihn deckt.