383 Ems zu, von der jetzt freilich nur noch der obere Teil mit der Stadt Jbben- bliren mit zur Provinz Westfalen gehört. Im Jahre 1707 hatte derselbe König Friedrich I. Gelegenheit, die neben Lingen liegende Grafschaft Tecklen¬ burg zn erkaufen, um derer willen zwei gräfliche Häuser in Streit geraten waren. Dem einen dieser Häuser wurde sie zugesprochen; aber es trat gegen eine Geldsumme seine Rechte an Preußen ab. Fast ein ganzes Jahrhundert dauerte es, bis diesen Besitzungen in West¬ falen neue hinzugefügt werden konnten. Nach andern Seiten hin hatte sich der preußische Staat'schon bedeutend vergrößert; Friedrich der Große hatte im siebenjährigen Kriege Schlesien erobert; aber in Westfalen hatte sich nichts geändert. Da wurde im Jahre 1801 bestimmt, daß das ganze linke Rhein¬ user an Frankreich fallen solle, wo Napoleon die Regierung an sich gebracht hatte. Die Fürsten, die ihre Länder eingebüßt hatten, sollten ans der rechten Seite des Rheines entschädigt werden, unb zwar sollten die geistlichen Herren, die Erzbischöfe und Bischöfe, ihre Macht verlieren und ihre Gebiete an die weltlichen Fürsten abtteten. Weil nun auch der König von Preußen mehrere Stücke Landes auf der linken Rheinseite verloren hatte, so erhielt er gleichfalls Entschädigungen. Es wurde ihm damals das Bistum Paderborn, die östliche Hälfte des Bistums Münster und noch mehreres andere zugesprochen. 4. Alle diese Länder gingen zwar wenige Jahre darauf (1806) nach der Unglücksschlacht bei Jena und Auerstädt verloren, und Napoleon teilte sie den neuen Staaten zu, die er gestiftet hatte, dem Königreich Westfalen und dem Großherzogtum Berg. Über das erstere setzte er seinen Bruder Hieronymus; das letztere verlieh er zu Anfang seinem Schwager Mürat, der nachmals König von Neapel wurde. Aber die neuen Fürsten konnten sich die Liebe ihrer Unterthanen nicht erringen, die mit Schmerz und Trauer an ihren rechten Herrn, an ihren unglücklichen König Friedrich Wilhelm III. dachten. Da kam endlich im Jahre 1813 die Zeit der Befreiung. Nach der Schlacht bei Leipzig wurde der König von Westfalen aus seiner Hauptstadt Kassel ver¬ jagt, und auch in unsern Gegenden schlossen sich die wehrhaften Männer den tapfern Streitern für Freiheit und Vaterland an. Sie zogen mit über den Rhein, in Frankreich hinein, bis nach Paris. Da wurde alles wieder anders. Die Länder, welche vor dem Unglücksjahre 1806 zu Preußen gehört hatten, kehrten auch wieder unter die preußische Herrschaft zurück, und noch viele neue Gebiete wurden dem Könige zugeteilt. So hat denn damals, im Jahre 1815, auch unsere Provinz Westfalen die Gestalt und Ausdehnung bekommen, die sie noch jetzt besitzt. Mit der Grafschaft Mark wurden das ehemals kölnische Herzogtum Westfalen, das Fürstentum Siegen, das Gebiet der frühern freien Reichsstadt Dortmund, die Grafschaft Limburg und die Grafschaft Wittgenstein verbunden und so der Regierungsbezirk Arnsberg ge¬ bildet; der östlichen Hälfte von Münster wurde nun auch die westliche Hälfte dieses Bistums nebst den Grafschaften Steinfnrt und Reckling¬ hausen beigefügt, wodurch der Regierungsbezirk Münster entstanden ist. Nm der nördliche Streifen des frühern Bistums Münster, der sich an der Ems hinzog, ist damals nicht in preußischen Besitz gekommen, sondern an Hannover und Oldenburg. Der Regierungsbezirk Minden wurde ge¬ bildet, indem mit den alten Landen auch noch die an der Weser gelegene Abtei Corvey und der aus drei kleinen Gebietsteilen bestehende, zwischen Paderborn und Ravensberg gelegene Kreis Wiedenbrück vereinigt wurden. In mehreren von den genannten Gebieten regierten noch Fürsten, die einst unmittelbar unter Kaiser und Reich gestanden hatten; jetzt, da es keinen deutschen Kaiser mehr gab, mußten sie sich es gefallen lassen, unter die Oberhoheit des Königs von