45 B. Oberstufe. 103. Das walte Gott. Das walte Gott, der helfen kann! Mit Gott fang' ich mein Arbeit an; mit Gott nur geht es glücklich fort; drum ist auch dies mein erstes Wort: Das walte Gott! All mein Beginnen, Thun und Werk erfordert Gottes Kraft und Stärk'; mein Herz sucht Gottes Angesicht; drum auch mein Mund mit Freuden spricht: Das walte Gott! Er kann mich segnen früh und spat, bis all mein Thun ein Ende hat; er giebt und nimmt, macht's wie er will; drum sprech' ich auch fein in der Still': Das walte Gott! Betichms. 103. Der gerettete Handwerksbursche. Ein Handwerksbursche ging unweit Preßburg in Ungarn in der grimmigsten Kälte mit seinem Bündel auf dem Rücken über die Heide. Seine Kleider waren dünn und seine Strümpfe zer¬ rissen. Ach, da fror es ihn sehr! Er weinte, und die hellen Thränen froren ihm auf den Augenwimpern. „Lieber Gott," seufzte er, „weit und breit kein Dorf und keine Stadt, nicht ein¬ mal eine Köhlerhütte! Ich werde erfrieren; ach, was wird meine arme Mutter anfangen! Sie hat dann niemand mehr, der für ihren Unterhalt sorgt!" Er wollte laufen, um sich zu erwärmen; aber seine Glieder waren starr. Er wurde schläfrig, legte sich in den Schnee und schlief ein. — Ein Postknecht ritt vorbei und sah ihn starr da liegen; da er indes noch einige Lebenszeichen an ihm bemerkte, ritt er schneller und zeigte es unter dem Thore der nächsten Stadt an. — „Was hilft's?", sagten die Gefühllosen, „bis wir hinauskommen, ist er längst tot." Ein armer Tagelöhner aber, welcher in der Wachtstube war, sich zu wärmen, hörte es, und ihm brach das Herz vor Mitleid. Ohne ein Wort zu sagen, eilte er auf die Landstraße, trug den erstarrten Handwerksburschen in das nächste Dorf, rieb ihn mit