219 Aus dem Safte des Maulbeerblattes hat nun die weißgraue Raupe eure Menge klaren Saft in ihrem Innern angesammelt. Sie hört nun auf zu fressen und sucht ? ängstlich mit dem ^ Kopfe eine Ecke oder einen Winkel zu er- reichen, wo sie den Hellen, feinen Faden, welcher ihrem Munde entquillt, ankleben kann. Run dreht sie sich im Kreise herum urrd zieht den Faden, ähnlich einem Knäuel- den ein Kind aus Garn oder Zwirn sich wickelt, nur mit dem Unterschiede, daß das Kind bei seinem Knäuel von innen anfängt und nach außen wickelt, die Raupe aber die äußeren Fäden zuerst spinnt und dann erst die inneren. Sie spinnt so 3 bis 4 Tage und bereitet, ohne den Faden einmal abzureißen, einen läng¬ lich runden Ball. Dieser Ball führt den Namen Cocon und ist von weißer oder gelber Farbe. Der Faden, aus dem der Cocon gewoben wird, zählt 300 m Länge. Ganz im Innern läßt die Raupe einen leeren Raum, ein Kämmerchen. Hier liegt sie nach vollbrachtem Werke müde und matt. Sechs Wochen hat sie gefressen, viermal das Kleid gewechselt und nun 3 Tage im Tanze sich gedreht, um den prächtigen Seidenfaden zu spinnen. Nun ist sie schläfrig. Zum letzten Male streift sie den Arbeitsrock ab, aber mit ihm auch die sech¬ zehn Beine, die beiden Augen und die beiden Zähne; denn die Raupe hat nichts mehr zu lausen, nichts mehr zu sehen im finsteren Kämmerlein und nichts mehr zu beißen. So legte sie Haut und Haare, Augen, Füße und Zähne auf ein Häufchen, wie der Arbeiter am Feier¬ abend das Handwerkszeug und seine schmutzigen Kleider ablegt. Die Raupe, welche sich nun in eine Puppe verwandelt hat, scheint gestorben. Finster ist es um sie her, kein Lüftchen dringt zu ihr, sie liegt im Sarge und regt