13 betete, da er bei ihr am Bette saß: „Ich habe sie sehr lieb; aber, lieber Gott! da es dein Wille ist, daß du sie hinwegnehmen willst, will ich sie gern bei dir wissen." Danach wandte er sich zu seiner Tochter und sagte zu ihr: „Lenchen, mein Töchterlein, du bleibest geruhter bei deinem Vater und ziehest auch gern zu jenem Vater?" Sie sprach: „Ja, Herzensvater, wie Gott ivill!" Da sagte der Vater: „Du liebes Töchterlein, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach!" und wandte sich herum und sprach: „Ich habe sie ja sehr lieb." Da nun Magdalenchen in den letzten Zügen lag und jetzt sterben wollte, fiel der Vater vor dem Bette ans seine Kniee, weinte bitterlich und betete, daß Gott sie erlösen wolle. Indem kommt ihr Bruder, der damals an einem entfernten Orte in die Schule ging. Nach diesem hatte sie sehr verlangt, also daß der Vater ihn hatte auf einem Wagen holen lassen. Als sie ihren lieben Bruder sieht, entschläft sie in des Vaters Armen. Die Mutter war wohl auch in derselben Kammer, doch weiter vom Bette, um der Traurigkeit willen. Da sprach der Vater zu ihr: „Liebes Weib, bedenke doch, wo sie hinkommt; ihr ist ja wohl. Ich hätte sie auch gern behalten; doch geschehe Gottes Wille." Und da das Kind in den Sarg gelegt ward, sah er es an und sprach: „Du liebes Lenchen, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst wieder auferstehen und leuchten wie ein Stern, ja, wie die Sonne." Mathesius. 5. Luthers Wohlthätigkeit. Ein Mann, der um des Glaubens willen vertrieben worden war, sprach Du. Luther einst um eine Gabe an. Luther hatte selber nur einen Thaler in seiner Kasse, den er lange aufgespart hatte. Solche Geldstiicke wurden damals Joachimsthaler genannt, nach der Stadt Joachimsthal im Erzgebirge, wo sie geprägt wurden; davon heißen sie heutzutage Thaler. Als Luther nun angesprochen ward, bedachte er sich kurz, griff fröhlich nach dem Thaler mit den Worten: „Jochen, heraus, der Herr Christus ist da", und gab ihn dem armen Manne. — Einmal kam zu Dr. Luther ein armer Student, der nach Hause reisen wollte und doch kein Reisegeld hatte. Er bat Luther um eine Gabe; der aber hatte diesmal selber gar kein Geld und wurde sehr betrübt, daß er nichts zu geben hatte. Wie er so traurig in der Stube umhersah, erblickte er einen schönen silbernen Becher, den er von seinem Kurfürsten zum Geschenk erhalten hatte. Da lief er mit fröhlichem Blicke hinzu, ergriff das Kleinod und reichte es dem Studenten, indem er sprach: „Ich brauche keinen silbernen Becher." Und als der Student sich weigerte, ihn anzunehmen, drückte Luther den Becher mit seiner kräftigen Hand zusammen und sprach: „Da, nimm ihn, trage ihn zum Goldschmied, und was du dafür lösest, das behalte." Bäßler. 6. Der Bauernkrieg. Die Bauern hatten es damals in Deutschland sehr schlimm. Sie waren zwar nicht eigentlich Leibeigene, mußten aber harten