207 so nahm man mit Erstaunen wahr, daß jede Rebe dreifach trug. Da wurden erst die Söhne klug und gruben nun jahrein, jahraus, des Schatzes immer mehr heraus. Bürger. 134. Wenn du noch eine Mutter hast. 1. Wenn du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden; nicht allen auf deiu Erdenrund ist dieses hohe Glück beschieden. Wenn du noch eine Mutter hast, so sollst du sie mit Liebe pflegen, daß sie dereinst ihr müdes Haupt in Frieden kann zur Ruhe legen. 2. Sie hat vom ersten Tage an für dich gelebt mit bangen Sorgen, sie brachte abends dich zur Ruh' und weckte küssend dich am Morgen. Und warst du krank, sie pstegte dein, den sie mit tiefem Schmerz geboren; und gaben alle dich schon auf, die Mutter gab dich nicht verloren. 3. Sie lehrte dich den frommen Spruch, sie lehrte dich zuerst das Reden; sie faltete die Hände dein und lehrte dich zum Vater beten. Sie lenkte deinen Kindessinn, sie wachte über deine Jugend, der Mutter danke es allein, jgeud. wenn du noch gehst den Pfad der Tu- 4. Und hast du keine Mutter mehr, und kannst du sie nicht mehr beglücken; so kannst du doch ihr frühes Grab mit frischen Blumenkränzen schmücken. Ein Muttergrab, ein heilig Grab! Für dich die ewig heil'ge Stelle! O, wende dich an diesen Ort, wenn dich umtost des Lebens Welle. Willi. Kau lisch. 135. Ein Friedhofsgang. 1. Beim Totengräber pocht es an: „ Mach auf, mach aus, du greiser Mann! 2. Thu auf die Thür, und nimm den Stab, mußt zeigen mir ein teures Grab!" 3. EinFremder spricht's, mitstrupp'- gem Bart, verbrannt und rauh nach Kriegerart. 4. „„Wie heißt der Teure, der Euch starb und sich ein Pfühl bei mir erwarb?" " 5. „Die Mutter ist es, kennt Ihr nicht der Marthe Sohn mehr am Gesicht?" 6. „ „Hilf Gott, wie groß, wie braun gebrannt, hätt' nun und nimmer Euch erkannt. 7. Doch kommt und seht, hier ist der Ort, nach dem gefragt mich Euer Wort. 8. Hier wohnt, verhüllt von Erd' und Stein, nun Euer totes Mütterlein."" 9. Da steht der Krieger, lang' und schweigt, das Haupt hinab zur Brust geneigt. 10. Er steht und starrt zum teuren Grab mit thränenfeuchtem Blick hinab. 11. Dann schüttelt er sein Haupt und spricht: „Ihr irrt, hier wohnt die Tote nicht. 12. Wie schlöss' ein Raum, so eng und klein, die Liebe einer Mutter ein?" I. N. Vogl.