- 172 - im Winter, unter die Bettdecke gejagt. Man ißt am Tage und weiß kaum, wo der Leuchter steht. Man liegt im Lärm am Fenster und schläft ein; man erwacht wieder, und der ganze gestirnte Himmel hat sich aufgethan. Welch fröhliches Leben schon auf dieser Erde! Jean Paul (Friedrich Richrer). 183. Zur Heuernte. 1. Nun hängt der Drescher wolgemnt den Flegel an die Wand, greift nach bem breiten Krempenhut und setzt die Sens' in stand. 2. Am Samstag hat den letzten Schlag als Drescher er gethan, und Montag morgens, noch vor Tag, hebt er als Mäher an. 3. Denn Klee und Gras, und Gras und Klee, ans Wies' und Ackerstück, wuchs längst schon mächtig in die Höh und steht gar voll und dick. 4. „Walt's Gott!" Und jetzt den ersten Hieb; hei, wie die Sense greift! Das ist den Mähersleilten lieb, wenn's so recht klingt und pfeift. 5. Ja, walt es nur, du treuer Gott! Gieb Segen und Gedeihn iuib Regen, wenn's dem Lande not, und Tau und Sonnenschein! — 6. Ich stehe hier und säng' mit Lust zu dieser schönen Zeit ein Lied dir gern aus voller Brust, du Herr der Herrlichkeit; 7. Und weiß nicht, wo's beginnen soll, noch wo es enden mag; — du bist mir gar zu gnadenvoll, die Stimme will nicht nach. 8. Geh' ich zum Garten hinterm Haus, der ist so frisch und grün, und breitet süße Düfte aus, weil alle Rosen blühn! 9. Geh' ich ins F e l d, — da wogt und wallt es wie ein weites Meer; es jubeln, schreit' ich nach dem Wald, die Vöglein um mich her. 10. Und sieht mein Herz dem allen zu, so denkt's nur still dabei: „Barmherzig, gnädig, Herr, bist du, von großer Güt' und Treu'! 11. Wir sind's nicht wert, sind voller Schuld; wir fehlen alle Tag'! So gieb, daß deine Güt' und Huld zur Buß' uns leiten mag!" Gustav Jahn. 184. Hier ist gegipst! Benjamin Franklin nützte seinen Landsleuten, den Nord¬ amerikanern , nicht nur als Staatsmann, sondern auch als Land- mann bestrebte er sich, durch sein Beispiel zu wirken. Er be¬ nutzte unter anderm den Gips und erhielt dadurch -— was jetzt jeder Bauer weiß, damals aber noch wenig bekannt war, — viel schönern Klee, als seine Nachbaun. Diese aber wollten nicht glauben, daß das Gipsen die Ursache des schönen Klees sei. Das verdroß Franklin, und er sagte zuerst: „Nun, wenn Ihr’s nicht besser haben wollt, so laßt Euren Klee ungegipst!“ Doch über Winter besann er sich anders. Im Frühjahr wählte er sich einen Kleeacker an der Straße aus und streute in aller Stille die Worte: „Hier ist gegipst!“ in mannsgroßen Buchstaben mit Gips über den Klee; außerdem aber ließ er dieses Kleestück ungegipst. Als nun später die Leute vorbei kamen, sahen sie die dunkeln, fetten