Die Wohnung. Die Wohnung hat den Zweck, der Familie zum Aufenthalte zu dienen. Die Größe derselben muß der Zahl der Familienglieder entsprechen. Eltern mit 2 oder 3 Kindern sollten mindestens über ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, eine Schlafkammer für die Kinder, Küche, Keller- und Speicherraum verfügen. Wohnungen ohne Küche sind nicht empfehlenswert, da das Kochen im Wohnzimmer der Gesundheit nachteilig ist und den Aufenthalt darin ungemütlich macht. Gar manche Krankheiten sind auf schlechte Wohnungsverhältnisse zurückzu¬ führen. Darum ist bei der Wahl einer Wohnung die größte Vorsicht geboten. Vor Wohnungen in engen finstern Gassen und Höfen oder gar in dumpfen und feuchten Kellern kann nicht eindringlich genug gewarnt werden. Rheumatismus, Gicht, Nieren¬ leiden, Bleichsucht und viele andere Krankheiten werden durch sie veranlaßt. Ein rechtschaffener Familienvater wird es daher als Gewissenspflicht betrachten, nur gesunde Räume in gesunder Lage zu wählen, auch wenn er dafür eine höhere Miete zahlen muß. Was man in einer minderwertigen Wohnung an Miete erspart, muß man doppelt an Arzt und Apotheker bezahlen. Wenn tunlich, beziehe man eine auf der Sommerseite einer Straße gelegene Wohnung, die täglich möglichst lange von der Sonne beschienen wird; denn „wo die Sonne nicht hinkommt, kommt der Arzt hin“. Solche Wohnungen sind heller, freund¬ licher und wärmer als die auf der Winterseite gelegenen. Auch fühlt man sich darin heimischer, heiterer und zufriedener; denn Lage und Beschaffenheit einer Wohnung machen zweifellos ihren Einfluß auf den menschlichen Körper geltend. Häuser mit wenigen Bewohnern sind den sogenannten Mietskasernen vorzu¬ ziehen. Das Zusammenleben vieler Menschen auf engem Raum wirkt friedestörend und entsittlichend; zudem ist es eine längst erkannte Tatsache, daß die Sterblichkeit in schwach bevölkerten Häusern verhältnismäßig geringer ist als in dichtbewohnten Mietskasernen, die oft wahre Brutnester ansteckender Krank¬ heiten sind. Einrichtung. Einrichtung und Ausstattung einer Wohnung erhöht die Gemütlichkeit derselben. Das geräumigste und luftigste Zimmer sollte man als Schlafzimmer wählen, während das nächstgrößte und hellste als Wohnzimmer zu benützen ist. Die Mobiliareinrichtung sei den Vermögens Verhältnissen ent¬ sprechend. einfach und gediegen. Eine tüchtige Hausfrau weiß ihre Wohnung durch entsprechende Ausstattung so zu gestalten, daß die Familienglieder sich gerne darin aufhalten und sich dabei wohl und behaglich fühlen. Dieses wird sie hauptsächlich durch Reinlichkeit und Ordnung zu erreichen suchen. Sie wird darauf bedacht sein, daß in den zur Wohnung gehörigen Räumen sich jeder Gegenstand an dem für ihn bestimmten Platze befindet und auf Reinhaltung der Räume und Mobiliargegenstände pein¬ 30