werden, welche Muskel- und Nervenkraft, Energie und Ausdauer bewirken. Zubereitung, Die Beschaffenheit der Fasern bedingt die grössere oder geringere Nahrhaftigkeit und die leichtere oder schwerere Verdauung des Fleisches. Je weicher, mürber und lockerer die Fasern von Natur aus sind oder durch Zubereitung gemacht werden, desto nährender und verdaulicher sind sie. Das Fleisch junger Tiere hat zarte und leicht lösliche Fasern, während die Fleischfasern älterer Tiere zäher, fester und schwerer löslich sind. Zähes Fleisch kann durch Klopfen, durch Aufhängen in frischer Luft und durch Einlegen in Essig oder Sauermilch mürbe, wohlschmeckend und verdaulich gemacht werden. Durch Kochen, Braten und Dämpfen wird die Verdaulichkeit des Fleisches wesentlich gefördert, weil alsdann der Magensaft die Fasern leichter durchdringen und aufiösen kann. Geschabtes rohes Fleisch ist sehr nahrhaft und leicht verdaulich. Am nahrhaftesten, verdaulichsten und wohlschmeckendsten wird das Fleisch, wenn bei der Zubereitung alle nährenden Bestandteile darin zurück¬ gehalten werden. Dies lässt sich am besten dadurch erreichen, dass man durch starkes Erhitzen die Eiweisstoffe der äusseren Fleischschichte zum Gerinnen bringt und so das Ausfiiessen des Fleischsaftes behindert. Um durch Kochen kräftiges und saftiges Fleisch zu er¬ halten, muss man dasselbe in kochendes Wasser legen, damit das Gerinnen des Eiweisses rasch erfolgt und das Auslaufen des Fleischsaftes unmöglich ist. Dadurch erhält man allerdings eine magere Fleischbrühe. Es ist nicht möglich, saftiges, wohl¬ schmeckendes Fleisch und zugleich eine kräftige Fleischbrühe zu gewinnen. Will man aber eine kräftige Fleischbrühe erhalten, so legt man das Fleisch in kaltes Wasser und lässt dieses all¬ mählich zum Sieden kommen. Eiweiss und Fleischsaft gehen dann in das Wasser über und bilden eine kräftige Brühe, während das Fleisch trocken, faserig, zähe und schwer verdaulich wird. Die Fleischbrühe hat zwar wenig Nährwert, ist aber ein schätz¬ bares Genussmittel, welches das Nervensystem belebt und den Sto fwechsel anregt. Eine aus wenig Wasser und vielem Fleisch bereitete Brühe, Kraftbrühe genannt, ist nicht nur nahrhaft, sondern auch leicht verdaulich und bei Magenleiden und schlechter Verdauung selbst dem Fleische vorzuziehen. Beim Braten bildet sich an der Oberfläche des Fleisches eine Kruste, welche den Fleischsaft zurückhält, wodurch das Fleisch saftig, kräftig und wohlbekömmlich wird. Kleinere Fleisch¬ stücke werden durch längeres Braten leicht trocken, wenn sie nicht fortgesetzt mit Fett überträufelt werden. Bratenbrühe oder Sauce besteht aus dem in der heissen Pfanne braungewordenen Fleischsafte, dem Fettübergusse und den zugegebenen Gewürzen. 73