181. Erwin von Steinbach. 
Am Werktisch sitzt der Meister sinnend 
mit Maß und Zirkel in der Hand, 
den hehren Wunderbau beginnend, 
der klar vor seiner Seele stand. 
„Ein Bau," so spricht er, „soll es werden, 
ein Haus des Herrn so hoch und hehr, 
wie nimmer noch auf weiter Erden 
empor es ragt zu Gottes Ehr!" 
Und sieh', zu Meister Erwins Ruhme 
steigt frei empor im deutschen Gau 
aus Stein und Fels die Riesenblume, 
zu Straßburg stolz des Münsters Ban. 
lind drinnen, wo durch Farben milder 
die Sonne strahlt in Gang und Chor, 
da heben hehre Marmorbilder 
dein Herz aus Erdenstaub empor. 
lind diese hohen Lichtgestalten 
schuf Meister Erwins Töchterlein; 
beseelt von seines Geistes Walten, 
haucht sie dem Marmor Leben ein. 
Was sie erschaut in stiller Kammer, 
enthoben über Raum und Zeit, 
dem leiht ihr Meißel und ihr Hammer 
den Zauber schöner Wirklichkeit. 
So schufen still im engsten Bunde 
hier Geist und Schönheit Hand in Hand; 
und herrlich schaut noch diese Stunde 
des Münsters hehrer Bau ins Land. 
Sieh', wie die farb'gen Scheiben glühen 
im Sonnenglanz so tief und klar; 
so rein und schön auch möge blühen 
die edle Baukunst immerdar! 
I. F. Ahrens. 
182. Die natürlichen Bansteine. 
Zu den natürlichen Bausteinen, welche in den Steinbrüchen gewonnen 
werden, gehören Sand- und Kalkstein, Granit, Gneis, Syenit und Porphyr. 
Der Sandstein besteht ans Quarzkörnern, die durch Kieselsäure, Kalk, Ton, 
Mergel oder Eisenoxyd zusammengehalten sind. Von diesen Bindemitteln 
hängt die Farbe und Dauerhaftigkeit des Steins vielfach ab. Kalkige und 
kicselige Beimengungen verleihen ihm eine weißliche Färbung; auch erhöhen 
sie seine Wetterbeständigkeit. Dieselbe wird durch tonige und mergelige 
Bestandteile vermindert; auch geben diese dem Sandstein eine ins Gelbe oder 
Graue spielende Farbe. Durch den Gehalt an Eisen wird er härter, ebenso 
bräunlich bis rötlich gefärbt. Er dient hauptsächlich zu Gesimsen, Ver¬ 
blendungen, Einfassungen, Säulen, Balkonplattcn u. dgl. Die feinkörnigen 
Arten benutzt der Bildhauer, die härtern und grobkörnigen werden zu 
Schleifsteinen verarbeitet.