255 unterscheidet man graues und weißes Roheisen. Ersteres enthält den Kohlenstoff in der Form von kleinen Graphitkristallen, welche zwischen den Eisentcilchen liegen; bei letzterm ist der Kohlenstoff nicht auf diese Art ausgeschieden, sondern mit dem Eisen gleichsam legiert oder chemisch gebunden. Das schmiedbare Eisen ist viel schwerer schmelzbar als das Roh¬ eisen. Wohl aber laßt es sich in der Glühhitze so weit erweichen, daß es durch Hammerschläge oder einen ans andre Weise ausgeübten Druck in eine beliebige Form gebracht werden kann. Es ist auch schweißbar, d. h. bei Wei߬ glut lassen sich 2 Stücke desselben durch kräftiges Hämmern zu einem ver¬ einigen. Das schmiedbare Eisen besitzt je nach seinem Kohlenstoffgehalt natürliche Härte. Unter gewissen Bedingungen kann jedoch dieselbe ans künstliche Weise erhöht werden. Dieses Eisen besitzt nämlich die merkwürdige Eigenschaft, nach plötzlicher Abkühlung bedeutend härter als vor der Er¬ hitzung zu sein. Diejenige Eisenart, deren Gehalt an Kohlenstoff zwischen 0,5 und 1,6 "/o schwankt, heißt Stahl. Eisen mit einem Kohlcnstoffgehalt zwischen 1,6 und 2,3 % findet keine technische Verwendung. Das schmied¬ bare Eisen, gewöhnlich Schmied eisen genannt, enthält 0,5—0,05'/oKohlen¬ stoff. Früher, als man den Stahl auf eine ganz andre Weise dar¬ stellte als das Schmiedeisen, waren beide Eisensortcn leicht voneinander zu unterscheiden. Heutzutage aber werden dieselben auf die nämliche Art und in so vielen Zwischenstufen hergestellt, daß dies beinahe un¬ möglich ist. Ans diesem Grunde ist es vielleicht besser, die schmiedbaren Eisensorten mit Rücksicht auf den End Prozeß ihrer Darstellung einzuteilen und zu benennen. Bis etwa in die Mitte des vorigen Jahrh, wurde das schmiedbare Eisen größenteils dadurch gewonnen, daß der Rohstoff nicht zum eigentlichen Schmelzen kam, sondern durch Puddeln in eine weiche, teigige Masse verwandelt wurde. Da dieselbe aber immer etwas Schlacken enthielt, so mußte sie wiederholt gehämmert, geteilt und wieder zusammengeschweißt werden. Man erhielt so das sog. Schweißeisen, bezw. den -stahl. Erst durch Erzeugung einer sehr großen Hitze wurde es möglich, das schmiedbare Eisen auch aus dem flüssigen Zustande herzustellen. Diese Eisen- sorten, die heutzutage in sehr großer Menge erzeugt werden, heißen Flnß- eisen und - st a h l. Außer dem Kohlenstoff enthält das käufliche Eisen noch andre Bei¬ mengungen, welche ans seine Eigenschaften einen verschiedenen Einfluß haben. Es sind dies besonders Mangan, Silicium, Phosphor und Schwefel. Ein beträchtlicher Mangangchalt gibt dem Schmiedeisen außergewöhnliche Zähig¬ keit, dem Stahl möglichst große Härte. Silicium vermindert die Festigkeit und Schweißbarkeit des Eisens; man sagt es ist saulbrüchig. Der Phos¬ phor macht das Roheisen dünnflüssig und vermehrt seine Härte; jedoch wird das schmiedbare Eisen durch ihn kaltbrüchig, d. h brüchig beim Hämmern