313 Es war alles Handarbeit. Mit der Erfindung neuer Farben und der Anwendung sinnreicher Maschinen, besonders der gestochenen Kupfcrwalzen, vervollkommnete sich auch der Druck. Die Tuche bezog man anfangs fertig gebleicht aus den Kantonen Appenzell, St. Gallen, Zürich und Bern. 1762 legte Matthias Risler in Mülhausen selbst eine große Weberei an, welches Beispiel bei seinen Mitbürgern rasch Nachahmung fand. Verwandte Zweige, wie Spinnerei, Zwirnerei, Wirkerei, Stickerei, Färberei, einschließlich der Appretur und Bleicherei, gesellten sich nach und nach dazu. 1812 wurde durch Dollfuß-Mieg die 1. Dampfmaschine in Mül¬ hausen aufgestellt. Andre Fabriken folgten bald dem löblichen Beispiele. Dadurch kam die Verwendung von Ochsen oder Pferden zur Lieferung der nötigen Triebkraft in Wegfall. Mülhausen ist zur Zeit der industrielle Hauptort Süddeutschlands. Mit seiner Umgebung weist es 30 Spinnereien, 42 Webereien, 4 Zwirnereien u. s. w. ans. Die Zahl der Spindeln beträgt nahezu 1 Mill., die der mechanischen Webstühle über 18000. Bei gutem Geschäftsgang bezieht Mülhausen jährlich allein durch die Eisenbahn nahezu 200000 z Baumwolle. Durch die Gewebeindustrie entstanden noch andre Großbetriebe, vor allem Anstalten für den Maschinenbau. 1826 gründete Andreas Köchlin in Mülhausen eine Maschinenfabrik. Sie entwickelte sich nach und nach zu den bedeutenden Fabrikanlagen der weltbekannten elsüssischen Maschinenbaugcscllschaft, welche ein Heer von ungefähr 5000 Arbeitern be¬ schäftigt und noch 2 Zweiggeschäfte, das eine in Jllkirch-Grafenstaden, das andre in Belfort, besitzt. Auch die Zahl andrer gewerblicher Anstalten in Mülhausen ist im Lause der Zeit sehr groß geworden. Heute leben nahezu 650/0 der dortigen Bevölkerung vom Industriebetrieb. Um die billige Triebkraft, welche man an dem fließenden Master der Vogesentäler hatte, auszunützen, wurden in diesen zahlreiche Fabriken an¬ gelegt. In ihnen fand die Bevölkerung einen Ersatz für den fehlenden Ackerbau. Aus diesem Grunde sind daselbst Fabrikbetriebe in ansehnlicher Menge anzutreffen. In Masmünster, wie in dem nach ihm benannten Tale, findet man zahlreiche Fabriken, den verschiedensten Zwecken dienstbar. Im St. Amarintale muß Thann mit einer Reihe umliegender Dörfer als ein Hauptsitz der Industrie bezeichnet werden. Spinnerei, Weberei, Färberei, Bleicherei, Druckerei, Maschinenbau trifft man hier vielfach an. Weltbekannt ist Thann durch die 1808 entstandene chemische Fabrik, welche in Mülhausen eine Zweiganstalt besitzt. Letztgenannter Stadt kommt in gewerblicher Hinsicht das schon außerhalb des Tals liegende Sennhcim nahe, dessen erste Kattundruckerei schon 1785 durch Johann Jakob Zürcher gegründet wurde. Besonders gcwerbsleißig ist Gebweiler am Eingänge des Blumentals. Hier wurde L824 durch Nikolaus Schlumberger & Com. die erste der noch bestehenden Maschinenbauanstalten im Elsaß errichtet. Hervor¬ ragend ist hier auch die Gewcbeindustrie vertreten: Baumwollspinnerei und -Weberei, Zwirnerei, Seidenbandweberei, Flanell-und Tuchfabrikation u.s. w.