77 Bei ansteckenden Krankheiten hat man nicht nur den Kranken zu pflegen, sondern auch die Gesunden vor Ansteckung zu bewahren. Kinder bringt man womöglich außer dem Hause unter, Krankenbesuche sind nicht zuzulassen. Überhaupt empsiehlt es sich, daß diejenigen Personen, welche die Pflege übernommen haben, jeden unnötigen Umgang mit andern Menschen meiden. Hausgenossen von Personen, die an Masern, Scharlach, Pocken, Typhus, Diphtheritis, Ruhr und Cholera darniederliegen, dürfen Schulen und Kirchen nicht besuchen. Die besten Mittel, sich vor Ansteckung zu sichern, sind Reinlichkeit, Furchtlosigkeit und Gottvertrauen. Die Wärme im Krankenzimmer soll nicht zu hoch und nicht zu niedrig sein. In einer solchen von 16—18° fühlen sich die Kranken am wohlsten. Handelt cs sich um Kranke, die starke Blutverluste erlitten haben oder überhaupt blutarm sind, so kann auf 20—22° gegangen werden. Fieberkranke dagegen empfinden auch 10—12° nicht unangenchin. Das Krankenbett muß vor allem zweckmäßig aufgestellt werden, am besten frei im Zimmer. Ist dies nicht möglich, so steht es wenigstens nur mit dem Kopsende an der Wand und zwar so, daß der Kranke das Licht im Rücken oder von der Seite hat. Außerdem soll es nicht im Zuge oder zu nahe am Ofen stehen. Das Bett muß täglich in Ordnung gebracht werden. Kann der Kranke nicht solange auf einem Stuhle zubringen, bis dies geschehen ist, so müssen zwei Betten nebeneinander gestellt werden. Nach vorheriger Erwärmung des leeren Betts wird der Kranke behutsam in dieses und nachher wieder zurückgebracht. Sehr notwendig ist häufiger Wechsel der Wäsche. Diese muß aber vor dem Gebrauche gehörig durchwärmt werden. Dem Kranken selber muß man die peinlichste Sorgfalt widmen. Jeden Morgen soll das Gesicht mit Seife und lauwarmem Wasser 'gereinigt, der Mund ausgespült und das Haar gekämmt werden. Auf die Körperwärme, den Pulsschlag und die Atmung des Kranken ist besonders zu achten; die dazu nötige Anleitung wird vom Arzte gegeben. Die Verabreichung der Arznei soll pünktlich geschehen; die Abneigung mancher Kranken ist durch begütigendes Zureden zu überwinden. Bei übel¬ schmeckenden Arzneien kann man einen angenehmen Nachtrunk bereit halten, sofern der Arzt es gestattet. Sind Umschläge zu machen, so ist das Umschlagtuch und ebenso das Wasser öfters zu erneuern. Wird Eis angewendet, so läßt sich dasselbe dadurch, daß man den Behälter mit einem wollenen Tuche oder sonst einem schlechten Wärmeleiter umwickelt, längere Zeit erhalten. Häufige Krankenbesuche sind fernzuhalten; denn nicht alle Besucher verstehn es, in ihrem Verhalten dem Kranken gegenüber das Richtige zu treffen. Namentlich dürfen solche Besuche nicht gestattet werden, bei welchen man befürchten muß, daß der Kranke törichte Ratschläge erhält. Natürlich gibt es auch wieder Fülle, in welchen Besuche vorteilhaft wirken. Heitern