230 Der größte unter allen Vögeln, die fliegen können, ist der Condor, ein Landsmann des Kolibri. Dieser mißt mit ausgespannten Flügeln 16 Fuß; seine Flugfedern sind vorne singersdick, also daß man schön Fractur damit schreiben könnte, und das Rauschen seiner Flügel gleicht einem fernen Donner. Aber der allergrößte Vogel ist der Strauß in den Wüsteneien von Asien und Afrika, der aber wegen seiner Schwere und wegen der Kürze seiner Fittige gar nicht fliegen kann, sondern immer auf der Erde bleiben muß. Doch trägt er seinen Kopf 9 bis IO Fuß hoch in der Luft, kann weit herumschauen und könnte wie ein guter Freund neben einem Reiter auf seinem Roß herlaufen und mit ihm reden, wenn ihm nicht Vernunft und Sprache versagt wären. In Asien lebt eine Art von Hirschen, Zwerghirschlein genannt, deren Füßlein sind fingerslang und so dünn, wie der Stiel einer kölnischen Tabakspfeife. Das Spitzmäuslein, ebenfalls in Asien, wiegt ein halbes Quentlein und ist das kleinste unter allen bekannten Thieren, die auf vier Beinen gehen und ihre Jungen säugen. Der Elephant aber ist 12 bis 14 Fuß hoch, 15 bis 17 Fuß lang, wiegt seine 7000 Pfund, und ein fleißiger Schüler soll mir ausrechnen: Wie viel Spitzmäuslein müßte man haben, die zusammen so schwer sind, als ein einziger Elephant? Das kleinste Thierlein auf der Erde hat auch mit dem stärksten Vergrößerungsglas wohl noch kein Mensch gesehen. Aber das größte ist der Walfisch, der bis zu einer Länge von 120 Fuß wachsen kann und seine 1000 Centner und darüber wiegt. 96. Die Spinnen. Die Spinne ist ein verachtetes Thier, viele Men- schen fürchten sich sogar davor, und doch ist sie auch ein merkwürdiges Geschöpf und hat in der Welt ihren Nutzen. Zum Beispiel, die Spinne hat nicht zwei Augen, sondern a ch t. Mancher wird dabei denken, da sei es keine Kunst, daß sie die Fliegen und Mücken, _ die an ihren Fäden hängen bleiben, so geschwind erblickt und zu erhaschen weiß. Allein das macht's nicht aus. Denn eine Fliege hat nach den Untersuchungen der Naturkun¬ digen viele hundert Augen und nimmt doch das Netz