282 An 40,000 Menschen waren bei dem Erdbeben umge¬ kommen. 115. Der Ausbruch des Vesuvs von 1794. Unter den vielen Ausbrüchen des Vesuvs sind doch nur zwei bekannt, denen der Ausbruch von 1794 an furchtbarer Grösse weicht. Durch den ersteren von die¬ sen ward das reiche Herculanum und die Seestadt Pom¬ peji zerstört und dem Meere neue Grenzen bestimmt. Der zweite, im Jahre 1631, stürzte fast unzählige Feuer¬ ströme über die in Menge um den Fuss des Vulkans gelagerten Orte. Alle fruchtbaren Pflanzungen wurden gänzlich zerstört, und fast die Hälfte der Einwohner verlor in den Flammen das Leben. Beide erschienen, als bei den anwohnenden Men¬ schen jede Ueberlieferungsspur von dem im Innern des Berges verborgenen Zerstördngsquell durch die Länge der Zeit fast völlig verwischt war. Aber in neueren Zei¬ ten hatte der Vulkan fast jährlich neue und grosse Natur¬ erscheinungen gezeigt, und es lebte in der Gegend fast Niemand, der nicht die Verwüstungen mehrerer Aus¬ brüche selbst empfunden oder beobachtet hätte. Und doch konnte eine zweijährige Ruhe des Berges, in der sein Gipfel auch nicht einmal dampfte, die Ein¬ wohner in so grosse Sorglosigkeit stürzen, das sie den Vesuv auch dann noch gänzlich vergassen, als sie am 12. Juni um 11 Ta Uhr in der Nacht plötzlich ein heftiges Erdbeben aufschreckte. Der Boden in der ganzen Ebene Kampaniens schwankte von Morgen nach Abend, wie flüssige Wellen. Die Neapolitaner stürzten aus den Häusern auf die grossen Plätze der Stadt. Sie glaubten im nächsten Augenblicke ihre Häuser zu Boden geworfen, und angstvoll erwarteten sie im Freien den Morgen. Als ihnen aber die Sonne hell aufging, und sie den Vulkan in der gewohnten Ruhe erblickten, glaub¬ ten sie der Gefahr glücklich entronnen zu sein, aber nicht lange währte ihr Irrthum. Drei Tage darauf, am 15. Juni um 11 Uhr in der Nacht erbebte die Erde von Neuem. Es war nicht mehr ein wellenförmiges Schwanken, wie vorher: es war ein unregelmässiger Stoss, der die Gebäude zerriss, dieFen- ster klirrend erschütterte und gewaltsam die inneren Ge-