316 270. Die Wiederaufrichtung des Deutschen Kaiserreichs, (W. Pierson.) Der Deutsch-französische Krieg war zu Ende. Nie hatte ein Feldzug glorreichere Siegeszeichen gebracht, als dieser siebenmonatige. In 16 Schlachten, die das deutsche Heer gewonnen, in 26 Festungen, die es erobert hatte, waren 11000 Offiziere und 363 000 Mann zu Gefangnen gemacht, 6700 Ge¬ schütze und 120 Adler und Fahnen erbeutet worden. Wie Moltke mit dem Schwerte, so hatte dann Bismarck mit der Feder über Erwarten erreicht: einen Landerwerb, an Umfang zwar mäßig (15 000 qkm mit 1600000 Einwohnern), aber un¬ endlich wertvoll durch geschichtliche Erinnerung, und weil er die deutsche Grenze fest machte, und eine Kriegssteuer, groß genug, um nicht bloß den Schaden, den Deutschland in diesem Kriege an seiner Habe erlitten, sondern auch die Kosten zu bezahlen, welche jetzt durch seine Umwandlung aus einem lockern Staaten¬ bund in einen ge¬ sicherten Bundesstaat entstanden. Denn auch der herrlichste Preis, den das deutsche Volk von diesem Kriege verlangt hatte, ward ihm zu teil: es war geeint worden zum Deutschen Kaiserreich. Noch während die Kanonen donnerten, während noch das Eisen glühte, im Haupt¬ quartier des Preußischen Königs zu Versailles hatte der Kanz¬ ler des Norddeutschen Bundes mit den Bevollmächtigten der deutschen Südstaaten die Verträge geschlossen, durch welche alle deutschen Staaten unter Führung Preußens zu einem einzigen Reiche verbunden wurden. Zuerst, am 15. November, unterzeichneten Baden und Hessen, dann am 23. November Bayern, welches sich indes noch einige Sonderrechte aus¬ bedang, zuletzt, am 25. November, Württemberg. Die Fürsten, besonders der König von Bayern, wünschten, daß der König von Preußen die Rechte, die er über Deutschland empfangen,