268 spurlos Liber den Boden. Stattlich schmückt ihn der buschige Schweis, unter dem er in einer Drüse einen stinkenden Saft ver¬ birgt, der ihn oft aus der Noth errettet. Die Brust ist weiß; sein Pelz ist roth und goldig; darum heißt er „vulls", d. h. der Feuerfarbene. Der Schlaue kriecht und schleicht vorsichtig dahin. Inzwi¬ schen kommen ein paar junge Füchslein zum Vorschein. Sie äu geln umher, legen sich in die Sonne und treiben ^rrzwell. Bald kommt auch die Füchsin aus dem Loche. Nun macht der alte Fuchs sich auf. Gelassen schweift er durch Busch und Wiese quer¬ feldein. Er verliert sich im Riedgrase, oder in einem Kornfeldc, oder im Hag, wo bunte Blumen blühen und muntere Vögel sin¬ gen. Dann geht's dem Walde zu. Nun schleicht er langsamer, vorsichtiger, leiser. Der Abend haucht kühl aus Halm und Blatt. Regungslos stehen die Bäume; nur die Vögel sind noch laut. Die Drossel lockt mit hellem Ton; die Meise schlüpft von Busch zu Busch; der Specht hackt und hämmert am Eichenstumpfc. Dann wird's still. Da und dort summt noch eine Biene; ein gepan¬ zerter Kaser schweift brummend dahin. — Jetzt knackt es in den Zweigen. Der Fuchs spitzt das Ohr. Ein Pfeifen laßt sich hö¬ ren. Da tritt das Reh heraus, das Haupt keck emporgerichtet, die Augen nach allen Seiten rollend. Wieder pfeift es, und in leichten Sprüngen ist das Kälbchen der Alten zur Seite. Die Mutter leckt ihn: kosend den Nacken. Plötzlich hebt die Ricke den Kopf. Ihre Augen funkeln; ein Zittern fliegt über den Leib; sie macht ein paar Sprünge und stampft zornig mit den Läufen. Sie hat den Räuber gewittert. Dieser hat sich leisen Fußes her¬ umgestohlen, sacht, sacht, das Kitzlein im Auge. Es gilt einen kühnen Griff. Doch die Alte hat ihm den Weg verrannt. Der Fuchs läßt sich nicht irren; er thut, als sei er in tiefen Gedanken und starrt wie träumend ins Blaue. Keine Miene verräth, daß er die Beute gesehen hat. Er verschwindet in einem Bogen, um von einer andern Seite den Angriff zu versuchen. Die wachsame Alte drängt sich dicht an das Junge; denn sie kennt des Laurers Tücke. — Dort streift er vorbei! Die Ricke pfeift wieder, und der Fuchs schaut auf und thut, als schrecke er plötzlich zusammen. Doch kommt er dem Ziele seiner Wünsche immer näher. Nun ist der Augenblick günstig. Er duckt sich nieder; wie eine Katze schmiegt er sich am Boden, die Augen starr und gierig auf das lebende Thier gerichtet; er weist seine mörderischen Zähne, hebt leise Fuß und Kopf zum Sprung und Biß; ein Satz — da stürzt sich die Mutter schnaubend auf den Räuber, ihn mit den Füßen stampfend. Das Kälbchen ist gerettet; Reineke kehrt hin¬ kend und grimmig heim. Im Sommer, wann die Aehren schwer und gelb zur Erde