407 vorhin, die Electricität mit, so bleibt sie eine Zeitlang darin, weil sie von der Siegellackstange nicht angenommen wird. In diesem Falle sagt man: Das Eisen ist von den Leitern abgesondert (isolirt). Ich kann mich selbst auch isoliren und in diesem Zustande electrisiren. Stelle ich mich auf einen Schemel mit Glasfiissen, und schlage dann, etwa mit einem Katzenfelle, eine Zeitlang gegen eine gekalkte Wand: so wird in dem Katzenfelle die Electricität erregt und mir mitgetheilt. Ich stehe dann electrisirt da. Werde ich nun von jemandem berührt, so springen Funken aus meinem Körper. Wäre ich in einem hohen Grade electrisirt, so würde der¬ selbe eine sehr empfindliche, heftige Erschütterung durch seinen ganzen Körper bekommen. Man hat Werkzeuge erfunden, vermittels welcher man die Elec¬ tricität in einem sehr hohen Grade durch Reiben erregen kann. Das sind die EleCtrisiriMSChineD. Ist nun vermittels einer solchen Maschine ein isolirter Körper sehr stark electrisirt, und wird dem¬ selben ein anderer Leiter nahe genug gebracht: so bricht die Elec¬ tricität mit grosser Gewalt hervor, zeigt sich in einem schnell sich bewegenden Feuerfunken und theilt sich mit lautem Knistern dem Leiter der Electricität mit. So zeigt die Electricität ein Bestreben, das aufgehobene Gleichgewicht wieder herzustellen. In der atmosphärischen Luft ist auch Electricität verbreitet, ein¬ mal mehr, ein andermal weniger. Wodurch die Electricität in der Luft hervorgerufen wird, weiss man nicht so ganz genau. Doch nimmt man an, dass durch Wasserverdunstung die Luft beson¬ ders in electrischen Zustand versetzt werde. Ist nun die Luft hier oder dort mit Electricität überfüllt, so suchen die einzelnen Luftschichten oder Wolken sich dieselbe einander mitzutheilen (sich auszugleichen). So fährt nun ein gewaltiger electrischer Funke aus der einen Wolke in die andere oder zur Erde hernieder : und das ist der Blitz. Bei seinem unbeschreiblich schnellen Durch¬ fahren zerreisst derselbe die Luftschichten, die alsdann wieder zu¬ sammenfahren: dadurch entsteht der Bonner. Zuweilen blitzt es, ohne zu donnern: und dies nennt man das Wetterleuchten. 26. Das Gewitter. Zu den schönsten und grossartigsten Naturerscheinungen gehört das Gewitter. Vor demselben ist gewöhnlich die Luft schwül, heiss und drückend. Zuerst erscheinen am Rande des Himmels scharf begrenzte weisslich graue Wolken. Diese thürmen sich nach allen Seiten hin über einander empor, rücken immer näher und umspan¬ nen, wie mit einem dunkeln Mantel, den Himmel. In die noch ruhige schwüle Luft dringt bald ein heftiger Wind und treibt den Staub wirbelnd in die Höhe. Die Seen und Ströme schlagen Wellen, das Wasser schäumt, die Kronen der Bäume schwanken, die Thiere ver¬ bergen sich, und Bangigkeit und Schrecken ergreift den Menschen.