495 3. Die Lerche schwingt sich in die Last, das Täubchen fleucht aus sei¬ ner Klni't und macht sich in die Wälder. Die hochbegabte Nachtigall ergötzt und füllt mit ihrem Schall Berg, Hügel. Thal und Felder. 4. Die Glucke führt ihr Volklein aus, der Storch baut und bewohnt sein Haus, das SJchwälblcin ätzt die Jungen; der schnelle Hirsch, das leichte Reh ist froh und kommt aus seiner Höh’ ins tiefe Gras gesprungen. 5. Die Bächlein rauschen in den Sand und malen sich und ihren Rand mit schattenreichen Myrthen; die Wiesen liegen hart dabei und klingen ganz von Lustgeschrei der Schaf und ihrer Hirten. 6. Die unverdrossne Bienenschaar fleugt hin und her, sucht hier und dar ihr' edle Honigspeise; des süssen Weinstocks starker Saft bringt täglich neue Stärk’ und Kraft in seinem schwachen Reise. 7. Ich selber kann und mag nicht ruhn: des grossen Gottes grosses Thun erweckt mir alle Sinnen. Ich singe mit, wenn Alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen. 8. Ach, denk’ ich, bist du hier so schön, und lässt du’s uns so lieblich gehn auf dieser armen Erden: was will doch wohl nach dieser Welt dort in dem reichen Himmelszelt und güldnem Schlosse werden! 9. 0 wär’ ich da! o stund' ich schon, ach, süsser Gott, vor deinem Thron und trüge meine Palmen; so wollt’ ich nach der Engel Weis’ erhöhen deines Namens Preis mit tausend schönen Psalmen! (Paul Gerhardt.) 13. Herbstlied. 1. Der Herbst beginnt, schon saus’t der Wind und raubt die Blätter den Bäumen. Die Störche ziehn, die Schwalben fliehn, es schweigen Grillen und Heimen. 2. Der Hirt ruft schon mit Trauerton: Vorüber Sommer und Freude’ Mit Klageschall die Heerden all' verlassen Fluren und Weide! 3. Des Mondes Schein durch öden Hain beleuchtet Sterbegefilde; es steigt empor des Nebels Flor zum luftigen Wolkengebilde. 4. Hu, Herbstesspur 1 bezeichnest nur Verblühen, Welken und Schei¬ den; — und Wehmuth zieht wohl durch’s Gemüth, mit Schmerz von Fliehen und Meiden. 5. So voll das Herz von Wehmuthsschmerz, vom Drange, ferne zu ziehen, möcht’s schon sogleich ins grüne Reich des ewigen Frühlinges fliehen. (Str. 2—5. Herrn. Adam von Kamp.) 14. Winterlied. 1. Wie ruhest du so stille in deiner weissen Hülle, du mütterliches Land! Wo sind des Frühlings Lieder, des Sommers bunt Gefieder, und dein beblümtes Festgewand? 2. Du schlummerst nun entkleidet; kein Lamm noch Schäflein weidet auf deinen Au’n und Höhn. Der Vöglein Lied verstummet, und keine Biene summet; doch bist du auch im Schlummer schön. 3. Die Zweig’ und Aestlein schimmern, und tausend Lichter flimmern, wohin das Auge blickt. Wer hat dein Bett bereitet? die Decke dir gespreitet, und dich so schön mit Reif geschmückt? 4. Der gute Vater droben hat dir dein Kleid gewoben; er schläft und schlummert nicht. So schlummre denn in Frieden! der Vater weckt die Müden zu neuer Kraft und neuem Licht! 5. Bald in des Lenzes Wehen wirst du verjüngt erstehen zum Leben wunderbar 1 Sein Odem schwebt hernieder; dann, Erde, stehst du wieder mit einem Blumenkranz im Haar! (Friedrich Adolph Krummacher.)