8 7. Vaterlandsliebe. «War nur unsere Schuldigkeit," bemerkte der Kurfürst, „dem Ver¬ dienste seinen Lohn, dem Vergehen seine Strafe! Im übrigen bleiben wir Euch in Gnade gewogen." Mit diesen Worten hob er die Tafel auf. Voll innigen Dankes betrachtete der Pfarrer zu Hause die große Summe Geldes, die es ihm ermöglichte sein armseliges Kirchlein würdig verschönern zu lassen. „Der liebe Gott," ries er aus, „weiß doch selbst das Üble zum besten und sogar zu seiner Ehre zu wenden. Er sei gelobt und gepriesen!" 7. Waterkandstiebe. a. Nicht bloß spartanische Frauen haben ihre Gatten und Söhne dem Tode fürs Vaterland geweiht, auch deutsche Mütter haben sich solchen Sinnes rühmen dürfen. — Im Jahre 1404 bekriegte Herzog Gerhard von Holstein die Ditmarsen, an denen er eine Niederlage und den Tod eines Bruders zu rächen hatte. Zn seinem Heere zog auch ein Herr von Pogwisch samt acht Söhnen. Die entscheidende Schlacht war geliefert. Da kommt anderen Tages ein Bote zu der Mutter und spricht: „Liebe Frau, seid getrost! Eure acht Söhne sind im Treffen gefallen, aber Euer Mann ist noch am Leben!" Hierauf antwortete sie: „So ist er durch die Flucht entronnen? Und ist ihm das Vaterland nicht so lieb gewesen wie meinen Söhnen?" Der Bote aber sprach: „Wohl ist Euer Mann noch am Leben; aber er trägt eine schwere Wunde, so daß er wohl nimmer wieder aufkommen wird." Da erhob die starkmütige Frau Augen und Hände zum Himmel und sagte: „Gott sei gelobt, daß er mir einen solchen Mann und solche Söhne gegeben hat, die ihr Leben für das Vaterland gewagt haben und als tapfere Streiter in den Tod gegangen sind!" Jacobs. b. O Mensch, du hast ein Vaterland, ein heiliges Land, ein geliebtes Land, eine Erde, wonach deine Sehnsucht ewig dichtet und trachtet. Wo dir Gottes Sonne zuerst schien, wo dir die Sterne des Himmels zuerst leuchteten, wo seine Blitze dir zuerst seine Allmacht offenbarten und seine Sturmwinde dir mit heiligem Schrecken durch die Seele brausten: da ist deine Liebe, da ist dein Vaterland. Wo das erste Menschenange sich liebend über deine Wiege neigte, wo deine Mutter dich zuerst mit Freuden auf dem Schoße trug und dein Vater dir die Lehren der Weisheit und des Christentums ins Herz grub: da ist deine Liebe, da ist dein Vaterland. Und seien es kahle Felsen und öde Inseln und wohne Armut und Mühe dort mit dir, du mußt das Land ewig lieb haben; denn du bist ein Mensch und sollst es nicht vergessen, sondern behalten in deinem Herzen! Auch ist die Freiheit kein leerer Traum und kein wüster Wahn, sondern in ihr lebt dein Mut und dein Stolz und die Gewißheit, daß du vom Himmel stammest.