72 54. Sprüche. 54. Sprüche. Mit gutem Gewissen sitzt man weich auf harter Bank. — Gut Ge¬ wissen und armer Herd ist Gott und aller Ehren wert. — Zufrieden sein ist große Kunst, zufrieden scheinen großer Dunst, zufrieden werden großes Glück, zufrieden bleiben Meisterstück. — Fleiß ist des Glückes Vater. — Schwere Arbeit in der Jugend ist sanfte Ruhe im Alter. — Ordnung ist vieler Tugenden Mutter. — Strecke dich nach der Decke, sonst kommst du mit den Füßen ins Stroh! — Schick' dich in die Welt hinein; denn dein Kopf ist viel zu klein, daß die Welt sich schicke drein. — Untreue schlägt ihren eignen Herrn. — Übermut tut selten gut. — Erst besonnen, dann begonnen. — Leide und trage, dein Weh nicht klage, an Gott nicht verzage! — Man ißt um zu leben und lebt nicht um zu essen. — Wenn's am besten schmeckt, soll man aufhören. — Früh mit den Hühnern zu Bette, auf mit dem Hahn um die Wette! Wer zwei Werke zusammen tut, die werden selten beide gut. — Zu sehr eilen Schaden tut, müßig eilen, das ist gut. — So richtig handelt keiner in der Welt, daß jedermann es auch für richtig hält. Der gute Wille ist die beste Tat für den, der andres nicht zu geben hat. — Es wird kein Kleid zum Schaden sein dem Manne, dessen Herz ist rein; und hat ein falsches Herz der Mann, kein Kleid ihm etwas nützen kann; reines Herz und froher Mut sind in jedem Kleide gut. — In die Zeit sich jeder schicken soll, eine schlechtere wird noch kommen Wohl. Nach Freidank. Was verkürzt mir die Zeit? Tätigkeit! Was macht sie unerträglich lang? Müßiggang! Was bringt in Schulden? Harren und Dulden! Was macht gewinnen? Nicht lange besinnen! Was bringt zu Ehren? Sich wehren! Wohl unglückselig ist der Mann, Der unterläßt das, was er kann, Und unterfängt sich, was er nicht versteht; Kein Wunder, daß er zu Grunde geht. Goethe.