354 170. Nürnbergs und Fürths Industrie. eine Menge von Händen. Mannigfach sind die in den Handel kommenden Erzeugnisse der zahlreichen Schreiner-, Drechsler- und Kammacherwerkstätten. Die Papierindustrie ist auch eine weitverzweigte: Tapeten, Buntpapiere, Bilderbogen und Bilderbücher, in neuester Zeit die so beliebten Abzieh¬ bilder, Papparbeiten, Buchbinder- und Portefeuillewaren, Spielkarten, allerlei Gegenstände aus Papiermache sinden einen weitverbreiteten Absatz. Von besonderer Wichtigkeit sind die chemischen Fabriken geworden und unter diesen stehen die Farbfabriken obenan. Großartig sind auch die in neuerer Zeit entstandenen Maschinenfabriken. Die bedeutendste, überhaupt eine der namhaftesten auf dem europäischen Festland ist die von Klett & Komp., die sich nun mit der Maschinenfabrik Augsburg vereinigt hat. Am gewaltigsten aber hat sich in kurzer Zeit ein Industriezweig emporgeschwungen, von dem man vor etwa dreißig Jahren noch kaum eine Ahnung hatte: das Gebiet der Elektrotechnik, das in Süddeutsch¬ land in dem Nürnberger Schlickert*) seinen Hauptvertreter fand und das dessen Namen geradezu weltberühmt machte. Die „Elektrizitäts-Aktien¬ gesellschaft, vormals Schuckert & Komp.", ist die Schöpfung dieses großen, unermüdlich vorwärts strebenden Mannes. Tausende von tüchtigen Ar¬ beitern sind in der Fabrik beschäftigt. Elektrische Glüh- und Bogen¬ lampen, Heiz- und Kochapparate, Telegraphen- und Telephonleitungen, Motormaschinen und Kraftanlagen, Bahnen und Straßenbahnwagen so¬ wie riesige Scheinwerfer, mit denen die Kaiserliche Marine das Meer zu Aufklärungszwecken zu beleuchten sucht: all das legt beredtes Zeug¬ nis ab für die hohe Leistungsfähigkeit der Riesenfabrik. Im Jahre 1903 kam eine Vereinigung der Nürnberger Elektrizitäts-Aktiengesellschaft mit der Berliner Miengesellschaft Siemens & Halske zustande. Damit ist die Reichhaltigkeit der Nürnberg-Fürther Gewerbtätigkeit nur in allgemeinen Umrissen und lange nicht erschöpfend vorgeführt; es lassen sich noch gar viele namhafte Industriezweige aufzählen, die jeder anderen Stadt schon den Stempel einer Fabrikstadt aufdrücken würden, so Baumwollen- und Strnmpfwarenfabriken, Weberwerkstätten, Spinnereien und Zwirnereien, Zigarren- und Tabaksabriken, Fabriken für Handschuhe u. s. w. Nürnberger Lebkuchen und Spielwaren sind auf der ganzen Welt beliebt. Das Aufgezählte mag hinreichen einen Einblick in das bewegte Treiben dieser beiden Fabrik- und Handelsstädte zu verschaffen. Wer Nürnberg oder Fürth an einem Werktage besucht, dem tritt überall ein Hämmern, Rasseln und Summen, überhaupt eine Beweglichkeit entgegen, welche man mit der eines Bienenstockes vergleichen ') Er starb am 17. Sept. 1895.