IV. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens. 123 es auch, so daß wir solche Ausflüge gemeinsam machten. Außer frischem Mut brachten wir rote Backen nach Hause und freuten uns wieder eine ganze Woche lang auf den nächsten Ausflug. Und was bei diesen Spaziergängen gar nicht zu unterschätzen war, ist das: sie kosteten nichts oder doch sehr wenig. Läßt ja Gott die Sonne scheinen und die Gräser und die Blumen wachsen und die Vöglein zwitschern und singen für jedermann; durch die Bäume des Waldes zieht für Reiche und Arme dieselbe erfrischende und stärkende Luft, und auf den Bergen haben wir umsonst herrliche Rundschau. „Durch solche Ausflüge und darauffolgenden gesunden Schlaf neu gestärkt, ging ich wohlgemut am andern Morgen wieder an meine Arbeit. Seit damals bis jetzt hat nie ein Arzt auch nur einen Pfennig an mir verdient." Nach Hottinger. 96. Sparen macht nüchtern. „Ein Arbeiter," heißt es in dem Buche der Bücher, „der dem Trünke ergeben ist, der wird nicht reich," und das Sprichwort sagt: „Schmausen und nicht hausen, das endigt mit Grämen und Grausen." Rechnen wir einmal zusammen, was das Trinken kostet. Wenn du nur ein paar Glas Bier oder Wein trinkst und dazu einige Zigarren rauchst, wie schnell ist eiue Krone weg! In dem Armen¬ hause einer Landgemeinde starb ein Mann im Alter von 65 Jahren. Er war durchaus kein Trunkenbold gewesen, hatte aber doch durch¬ schnittlich jeden Tag 60 Heller für Getränke und Tabak ausgegeben. Man rechnete, wie viel der Mann innerhalb vierzig Jahren hätte er¬ sparen können, und fand zu nicht geringer Überraschung, daß jene 60 Heller mit Zins und Zinseszins (bei einem Zinsfuß von 4 o/0 und halbjährlicher Kapitalanlegung der Zinsen, ohne Berücksichtigung vou 10 Schalttagen) in 40 Jahren die Summe von 21392 Kronen er¬ reicht hätten. Was sollen wir nun aber sagen, wenn einer zuviel trinkt, wenn er von einem Wirtshaus zum andern geht, wenn er stunden¬ lang beim Glase sitzt? Was könnte der zusammenbringen, wenn er sparte, wenn er sparsam wäre? Freilich müßte er dann nüchtern leben; er dürfte nicht während der Arbeitszeit ins Wirtshaus gehen; er müßte, besondere Fülle abgerechnet, an den Werktagen auf den Abendschoppen verzichten; er müßte die heillose Unsitte des Frühschoppens ganz auf¬ geben, — der Frühschoppen ist schon für Unzählige der voll¬ st ändigeUntergan ggewesen—; er dürfte nie zuviel trinken, sondern müßte mit einem bescheidenen Maße sich begnügen. So macht das Sparen nüchtern; es ist ein vorzügliches Mittel gegen die Trunksucht. Die unglückliche Frau eines Trinkers kam um die Mittagsstunde ins Wirtshaus, wo ihr Mann saß, und sagte zu ihm: „Mann, da du wahrscheinlich keine Zeit hast, zum Essen heimzukommen, habe ich dir das deinige gebracht." Damit stellte sie eine bedeckte Schüssel auf den Tisch und entfernte sich. Der Mann lud mit einem erzwungenen Lächeln seine Trinkkameraden ein, mitzuhalten. Als er aber den Deckel von der Schüssel nahm, fand er nichts darin als einen Streifen