I. Der Bauernstand sonst und jetzt. 39 17. Rudolf Sack, der Erlinder und Erbauer landwirtschaftlicher Maschinen. Unter den deutschen Männern der Gegenwart, welche sich aus eigener Kraft zu einer bedeutungsvollen Stellung emporgearbeitet haben, verdient mit Ehren genannt zu werden Vater Rudolf Sack, der bekannte Erfinder verbesserter Ackergeräte. Er ist in einfachen Verhältnissen als Sohn einer kinderreichen Familie in dem Kirchdorfe Kleinschkorlopp bei Lützen in der preußischen Provinz Sachsen am 7. Dezember 1824 geboren. Sein Vater besaß den Gasthof des Ortes, verließ aber den genannten Ort schon, als unser Rudolf kaum das dritte Lebensjahr vollendet hatte, um in dem nahegelegenen Dorfe Löben ein ererbtes kleines Bauerngut zu übernehmen. Leider starb der Vater sehr bald nach dem vollendeten Umzuge. Die Mutter konnte der Wirtschaft nicht allein vorstehen und sah sich deshalb zur Wiederverheiratung gezwungen. Ihre Wahl war keine sehr glückliche, denn der Stiefvater gehörte nicht zu den guten Haushaltern. Die Eltern hatten für sieben Kinder zu sorgen, und da galt es, unaus¬ gesetzt die Hände zu rühren. Mit ihren Kleinen sich in eingehender Weise zu beschäftigen, dazu fehlte ihnen Zeit, Geschick und Neigung. So war die Jugend unseres Vaters Sack eine sehr einförmige. Sie wurde nur reich durch die Freuden, welche sich der kleine Bursche selbst bereitete, in¬ dem er Windmühlen und andere schöne Sachen baute und in Gang brachte. Den ersten Schulunterricht erhielt unser Sack in dem Kirchdorfe Hohenlohe, wohin auch die Kinder des kleinen Ortes Löben gehen mußten. Der Unterricht war kümmerlich und beschränkte sich auf die allernotwendigsten Gegenstände des Wissens und Könnens. Um die Ausbildung ihrer Söhne zu fördern, hielten sich mehrere Familien gemeinschaftlich einen Hauslehrer, von welchem der heranwachsende Rudolf vom 12. bis 14. Lebensjahre mit unterrichtet wurde. Schon die Neigung des kleinen Knaben zur Herstellung mechanischer Gebilde hat uns verraten, daß derselbe in seinen einsamen Stunden eifrig über alles nachdachte, was in der Außenwelt seine Aufmerksamkeit erregte, und daß er mit geschickter Hand darstellte, was sich der kluge Kopf ersonnen hatte. Es darf uns darum nicht wundern, daß bei einem Besuche in dem nahen Leipzig dem kleinen Burschen das Schau¬ fenster eines Optikers eine vollständig neue Welt erschloß. Von Stund' an stand der Entschluß in ihm fest, Mechaniker zu werden, und es hat manche Träne gekostet, als die Eltern hierzu ihre Einwilligung ver¬ sagten und dem Sohne aufgaben, sich der Landwirtschaft zu widmen. Rudolf fügte sich und unterzog sich nach Beendigung seiner achtjährigen Schulzeit auf dem elterlichen Gute allen Arbeiten des Landmannes. Er mußte wie jeder andere Arbeiter vom frühen Morgen bis zum späten Abende die Hände rühren. Nur während eines Winterhalb¬ jahres wurde diese angestrengte Tätigkeit unterbrochen, indem der Jüngling mehrere Monate in dem großen Leipzig verleben und seine weitere Ausbildung fördern durfte. Hier arbeitete er fleißig; es handelte sich um das Erlernen der Feldmeßkunst und um das Studium