Hüttenwesen 233 Metall ablaufen läßt und oben stets frische Erze und Brennmaterial nach¬ schüttet. Ein erhitzter Zugwind wird durch ein Gebläse stets von unten durch die glühenden Massen hindurchgetrieben. So werden die oberen Schichten, ehe sie zum Schmelzen kommen, vorgewärmt. Die oben ent¬ weichenden Gase finden zur Heizung von Dampfkesseln und zum Betriebe von Gasmaschinen Verwendung und setzen auf diese Weise das Gebläse in Tätigkeit. Dieselben Gase reichen auch noch aus, den Gebläsewind auf 400 bis 8000 6 zu erwärmen. Im unteren Teile des Ofens wird eine Tempe¬ ratur von 2000° und mehr erzeugt. Trotzdem sind einzelne Hochöfen nahe an zwanzig Jahre im Betrieb gewesen. Ein großer Ofen pflegt in 24 Stunden bis 500 t Roheisen zu erzeugen. Bei Pittsburg (Pennsylvanien) befinden sich zwei Öfen mit 700 t täglichem Ausbringen. 3. Das schmiedbare Eisen enthält weniger fremde Körper, insbesondere weniger Kohlenstoff als das Roheisen. Sein Kohlen¬ stoffgehalt ist fast immer niedriger als 1.5 °/«, meist nur 0,5 — 1 %. Diese große Rein¬ heit verleiht dem Eisen Schmiedbarkeit, d. h. es erträgt im glühenden Zustande Form¬ veränderungen unter dem Hammer, unter Walzen und Pressen. Die kohlenstoffarmen Sorten des schmiedbaren Eisens sind auch in der Külte dehnbar. Seine Zähigkeit ist in jedem Falle beträchtlicher als die des Roh¬ eisens. Sie nimmt im gleichen Maße zu, in welchem der Kohlenstoff abnimmt. Auch seine Festigkeit ist größer, doch wächst sie mit dem Kohlenstoffgehalt, erreicht aber bei 1 °/, Kohle ihr höchstes Maß und nimmt dann wieder ab. Die größte Festigkeit und Zähigkeit nebenein¬ ander verleihen dein schmiedbaren Eisen ein entschiedenes Übergewicht über das Gußeisen bei Bauten und Konstruktionsteilen. Die Schmelztempe¬ ratur der kohlenstoffärmsten Sorten schmiedbaren Eisens liegt bei 19000 6 und sinkt bei kohlenstoffreichereu auf 1400—16000. Seine Härte ist am geringsten im reinsten Eisen, am bedeutendsten in Eisensorten, die 1—2% Kohle enthalten. Durch Legierung mit Wolfram oder Chrom erzeugt man mitunter außergewöhnliche Härtegrade, wie sie Werkzeuge besitzen müssen, die zur Bearbeitung sehr harter Körper, z. B. des Hartgusses, bestimmt sind (Wolframstahl, Chromstahl). Im übrigen sind Härte, Festigkeit und Zähigkeit wesentlich von der vorausgegangenen Bearbeitung des Eisens abhängig. Bearbeitung (Hämmern, Walzen, Pressen, Ziehen) im kalten Zustande steigert Härte und Festigkeit, verringert aber die Zähigkeit; durch Ausglühen werden die Eigenschaften wieder auf ihr ursprüngliches Maß zurückgeführt. Nicht minder beachtenswert ist der Einfluß, den eine plötz¬ liche Abkühlung des glühenden Eisens, z. B. in kaltem Wasser, hervor- Abb. 66. Hochofen.