245 gewaltigen Hümmelsbergs einer der größten Brüche dieses Gebietes. Wir treten einige Schritte vor und sehen uns inmitten einer fremden Welt: die Wälder, die Wiesen und Äcker sind zurückgeblieben, der freie Blick ist hier beengt. Ringsherum starren die kahlen Wände und Terrassen eines ungeheuren Felsenzirkus, den Menschenhände in das Innere des Berges gebrochen haben. Zu schwindelnder Höhe wachsen jene empor; sie erklettern nahezu den äußersten Gipfel und senken sich andererseits noch unter dem Boden, auf dem wir stehen, zum Grunde gähnender Klüfte. Kein Baum, kein Strauch, kaum ein armseliges Kräutlein gedeiht an diesen Felsenwänden, nur von den hohen Rändern winkt freundliches Grün wie aus einer anderen Welt. Den Eindruck künstlich gefügter Riesenmauern erhöht die äußere Be¬ schaffenheit der uns umgebenden Felsmassen, denn sie sind tausend¬ fältig gegliedert und erscheinen einem schärferen Blick als ein Wunder¬ bau wuchtiger und doch im Vergleich zum Maßstab der anstehenden Wände Zierlicher Prismen und Säulen. Das einst aus dem Erdinnern empor gequollene glutflüssige Gestein ist in diesen Formen erstarrt. Meist gruppieren sich die Lagen dieser Säulen um einen in der Mitte liegenden Kern. So kommt es denn, daß bei einem solchen Riesen¬ bruch, der weite Strecken des Gesteins bloßgelegt hat, die Säulen dem Beschauer sich bald von der Seite, bald mit dem Kopfende zeigen. Das gibt ein wechselvolles Bild, und das Aussehen dieser kristallartigen Prismen erinnert an die Zellen in den Waben eines Bienenstockes, welchen man nach verschiedenen Richtungen hin durch¬ schnitten hat. Aber hier beim Basalt sind die einzelnen Säulen, welche wir mit den gefüllten Wabenzellen verglichen, mächtige Ge¬ bilde von etwa ein bis fünf Meter Länge und einem Durchmesser von etwa 20—40 Centimeter. All diese Einzelheiten kommen uns freilich erst allmählich zum Bewußtsein; denn zunächst ist unsere Aufmerksamkeit ganz von den Vorgängen des Steinbruchbetriebes gefesselt. Da sehen wir Arbeiter in schwindelnder Höhe auf schmalen Stufen der jähen Felswände stehen. Sie sind von oben her angeseilt und so bei einem Fehltritt vor dem Sturz in die Tiefe behütet. Mit den Stemmeisen bohren sie in den schmalen Fugen, welche die einzelnen Säulen von einander trennen, lockern so die schweren Blöcke und lösen sie aus dem Ver¬ bände der übrigen. Jetzt neigt sich die wuchtige Säule zum Sturz; sie gleitet langsam über die Kante der Felswand, fällt in die Tiefe, schlägt mit schmetterndem Geprassel auf eine hervorstehende Klippe, überschlägt sich, stürzt weiter und erreicht schließlich den oberen Hang der vorgelagerten Schutthalde. Mit zermalmender Wucht langt sie hier an, wühlt sich in das lose Gestein und kollert dann langsam auf der geneigten Fläche noch eine Strecke weiter, bis sie zur Ruhe kommt. An verschiedenen Stellen, unter der Hand zahlreicher Arbeiter