- 272 — Erfindung von Faserpapier herrschte, hat vor etlichen Jahren ein Urkundenfund, der des „?ap^ru8 Rainer“, Licht gebracht. Arabische Bauern fanden auf dem Trümmerfeld der ägyptischen Stadt Arsinoe oder Krokodinopolis ein aus vielen tausenden von Urkunden bestehen- des Archiv, das vom Erzherzog Rainer angekauft, nach Wien ge¬ bracht und dort untersucht wurde. Es ergab sich, daß von diesem aus dem siebenten Jahrhundert n. Chr. stammenden Papier nicht ein einziger Vogen aus Vaumwollfasern hergestellt war, daß sie sämtlich vielmehr Flachs oder Hanf als Rohmaterial, und viele von ihnen aus diesen Stoffen erzeugte Hadern aufwiesen. Man konnte in diesem Papier noch Garn, ja sogar Webstoffe nachweisen. Damit war die Annahme, Leinenpapier stamme aus Deutschland oder Italien, gründlich widerlegt. In dem Kriege zwischen zwei turkestanischen Fürsten im Jahre 851, deren einer den Kaiser von China um Hilfe angerufen hatte, wurde in der Schlacht bei Athlach auch ein Chinese gefangen und nach Samarkand gebracht, der ein Papiermacher war. Da man dort kein Faserrohmaterial besaß, Flachs auch nicht angebaut wurde, verfiel der Chinese auf die Idee, die Fasern aus schon gebrauchten Geweben, aus Hadern, zu gewinnen. So entstand das Lumpenpapier. Diese Fabrikationsart verbreitete sich bald nach Westen. Papier¬ fabriken entstanden in vielen Städten. So auch in Spanien. Das Faserpapier ist demnach eine Erfindung der Chinesen, das Hadern¬ papier eine solche der Perser, die unter Herrschaft der Araber standen. Bereits im Jahre 1184 wendete man Mahlsteine und Stampfen an zum Zerkleinern der Hadern. Auch die Leimung war schon be¬ kannt. In Deutschland ist vor dem zwölften Jahrhundert kein Papier hergestellt worden, doch war der Verbrauch an Papier im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert schon bedeutend. Gegen Ende des letztgenannten Jahrhunderts sind bereits größere Anlagen zur Papierbereitung nachweisbar, z. V. in Nürnberg 1390. Als Motoren dienten Wasserräder. Infolge empfindlichen Mangels an Hadern wurden „Lumpenvereine" eingerichtet, durch die für jede Papiermühle ein Sammelgebiet festgesetzt wurde. In den letztverflossenen Jahrzehnten hat sich die Papier¬ fabrikation zu einer Großindustrie ersten Ranges erhoben, dank den in diesem Zeitraum eingeführten Erfindungen und Verbesserungen in den Prozessen und Maschinen der Papiererzeugung. Die damit eingetretene Wandlung ist eine so beträchtliche, daß man die Ur¬ anfänge des Verfahrens kaum mehr zu erkennen vermag. Unser Papier besteht aus sehr kleinen Pslanzenfäserchen, die kreuz und quer und nebeneinander gelagert sind und sich im nassen Zustande leicht miteinander verbinden. Letzteres wird bewirkt durch Zusammenpressen, und wird durch Beimengung von Klebstoffen noch