P. Aus des Vaterlandes Geschichte. 163. Heinrich der „Städtegründer". Zu jener frühen Zeit, da Tacitus und die übrigen Römer ihre ahnungsvolle Aufmerksamkeit aus die Deutscheu richteteu, waren sie selber ein vollkommenes Städtervolk geworden. Selbst die Landorte Italiens waren stadtmäßig Mauer an Mauer gebaut und rechte Bauern gab es auf der Halbinsel kaum noch; das Getreide kam von auswärts, namentlich aus Nordafrika, und die ehemaligen italischen Bauern hatten den Übergang in eine kleinbürgerliche Be¬ völkerung mit Gartenkultur schon vollzogen. So ist denn den Römern die Wohnweise der Germanen immer besonders aufgefallen. Erst¬ lich, daß sie in offenen Dörfern wohnten oder gar in Einzelhöfen. Zweitens, daß die Häuser auch in den Dörfern nicht Wand an Wand, sondern je für sich gebaut waren, mit allerlei Zubehör der Landwirtschaft und einer Einzäunung drum herum. Die Römer empfanden auch, daß dies der innersten Natur der Germaneu ent¬ sprach: daß sie Luft und Bewegungsfreiheit um ihr Heim herum haben wollten und deshalb die Römerstädte, welche sie in den Grenzprovinzen ihres Reiches kennen lernten, so herzbeengend fanden „wie Gräber". Als die Deutschen später die eroberten nachbarlichen Römerprovinzen (links vom Rheine und rechts von der Donau) besiedelten, verloren durch sie die dort vorhandenen Städte vorläufig ganz und gar ihren städtischen Charakter; an die Stelle der bürgerlichen Stadtverfassungen dieser römischen Provinz¬ orte trat die germanische Landgemeinde, größere und kleinere Land¬ leute wohnten an den trümmerreichen Straßen entlang und, wie Gustav Freptag vortrefflich sagt, über dem römischen Mosaikboden scharrte im Stroh der germanische Haushahn. Immerhin waren hier, wenn auch dünn bevölkert und sich auflösend, nunmehr Städte im deutschen Gebiet vorhanden. Und wo