130 Nicht nur auf der Unterstufe, sondern auch auf der Ober¬ stufe muß das Heimatprinzip bei allen Rechnungsarten berück¬ sichtigt werden. Verhältnisrechnungen: Tagesverdienst, Lohn, Düngerpreise, Futterartikel usw. Prozentrechnungen: Einkauf, Verkauf von Vieh, von Land, Getreide usw. An einem Tage sind wir Getreide¬ händler, ein anderes Mal Pferdehändler, Agent einer Feuerversicherung usw. Zinsrechnung: Berücksichtige vor allem die Zinsfüße der Dorfbank: 3%, 4%, 4%, 5%. Rabatt: Kaufleute, Handwerker bei Barzahlung. Praktische Fälle: Ankauf einer Nähmaschine, Zentrifuge, Mäh¬ maschine usw. Man wird mir entgegnen, das alles ist doch kein Rechnen. Das ist viel mehr als Rechnen, dies alles erzeugt Leben und Interesse, es ist die anschauliche Grundlage, worauf auch gebaut werden kann, es sind wirkliche Fälle des Lebens. Nach diesen Anknüpfungspunkten, dem anschaulichen Auffassen, folgt das Denken und das vielfache Üben, welches ja in keinem Unterrichts¬ fache fehlen darf. Denn soll ans dem Interesse das Wollen hervor¬ gehen, so muß sich das Wissen zum Können verwandeln und das geschieht nur durch vielfache Übung und Wiederholung. Die Übung darf aber kein Mechanisieren noch totes Abrichten sein — wie es noch vielfach geschieht, sondern muß ein geistbildendes Tun sein. Noch etwas: So wenig wir in den Realien und im Sprach¬ unterricht Leitfäden brauchen, so gut können wir in Schulen mit 1—3 Jahrgängen die Rechenbücher entbehren. Ich kenne sogar eine allklassige Schule, welche ohne Rechenbuch arbeitet und gute Resultate erzielt. Die Bücher machen es noch lange nicht, sondern von der Lehrerpersönlichkeit hängt vielfach der Unterrichtserfolg ab. Aber etwas wäre notwendig: ein guter methodischer Lehrgang zur Erteilung des Rechenunterrichts nach den als gut erkannten und bewährten pädagogischen Grund¬ sätzen der Neuzeit.