5 Ich sah den Mond hinter den Bäumen aufgehen, er war glühend, wie eine goldene Lampe. Die Sterne erschienen nach und nach am klaren Firmamente. Bald darauf aber sah ich schwarze Wolken aufsteigen, der Blitz zuckte in feurigen Strahlen über den Himmel, der Donner rollte erst in der Ferne, dann näher und näher, und ich wurde erschreckt, denn er war laut und fürchterlich. Und fühlte dein Herz keinen Schrecken, außer vor dem Donner? War im Walde nichts fürchterlich, als der Blitz! Kehre zurück, mein Kind, es sind andere Dinge da, als diese. Gott war im Sturme und du hast ihn nicht bemerkt? Er war im Donner und im Blitz, und du hast ihn nicht erkannt? — Gott ist überall! Er spricht in jedem Ton, den wir hören; ihn sehen wir in allen Dingen, die unser Auge erblickt: nichts ist ohne Gott; laß darum auch in allen deinen Gedanken Gott sein! Th. v. Gumprrt. 4. Hott, die ewige Schönheit. Komm, ich will dir zeigen, was schön ist. Sieh, die Rose in voller Blüte, wie sie auf dem bemoosten Stengel thront, die Königin aller Blumen! Ihre Blätter glühen wie Feuer, die Luft wird von ihrem süßen Duft erfülu. Sie ist die Lust aller Augen. — Sie ist schön; aber reicher an Schön¬ heit ist er, von dem alles kommt, was schön ist auf unserer weiten Erde. Er hat auch die Rose gemacht. Sie erfreuet uns durch ihren köstlichen Geruch; er aber wird nicht müde, uns durch seine Güte zu erfreuen. Er ist die Lust aller Herzen. Ich will dir zeigen, was stark ist. Der Löwe ist stark. Wenn er sich von seinem Lager erhebt und seine Mähne schüttelt und seine brüllende Stimme erschallen läßt, so flieht das Vieh von dem Felde, und die Tiere der Wüste verbergen sich; denn er ist sehr furchtbar. — Der Löwe ist stark, aber stärker ist er, der den Löwen gemacht hat. Sein Zorn ist furchtbar; in einem Augenblicke wnnte er uns vernichten, und niemand vermöchte uns aus seiner Hand zu retten. Ich will dir zeigen, was herrlich ist. Die Sonne ist herrlich. Wenn sie am klaren Himmel strahlet; wenn sie vom glänzenden Himmelsthrone hinabschaut auf die weite Erde, so ist sie von allem Geschaffenen das Herrlichste, was das Auge nur sehen mag. — Die Sonne ist herrlich; aber herrlicher ist er, der die Sonne gemacht hat. Das Auge sieht ihn nicht;