20 Rinnt uns der Mühe Schweiß herab. Vergib uns unsere Schulden, richt' So gib uns jene gute Gab', Nach unsern Missethaten nicht Die Frucht des Halmes heute; Voll Strenge unser Leben. Ach, deck' auch unsere Blöße zu, Vergib, wie wir des Bruders That, Und gib, du guter Geber du, Der unser Herz zerfleischet hat, Auch unsern Herzen Freude! Aus Herzensgrund vergeben. Gib, daß wir uns mit Heldenmut Entreißen des Versuchers Wut Und jedem Reiz' zum Bösen. Du wollest, ach! wir bitten dich, Herr und Erbarmer! inniglich, Vom Übel uns erlösen. Amen! 23. Sankt Aotykarpus. „Geh', Lictor,l) führ' den Bischof vor, eh' sich das Volk zer¬ streut! Verläugnen muß er öffentlich sein Christentum noch heut! Und zögert er, und schwört sich nicht von seinem Jesus los, so schützet ihn sein Alter nicht, so ist der Tod sein Los." Der Prätor *) rief 8, der Lictor ging, und Polykarp erschien und wankt, auf seinen Stab gestützt, getrost zum Richtstuhl hin. Sein Silberhaar, sein milder Blick, sein Himmel im Gesicht rührt bis zu Thränen Greis und Kind, rührt nur den Prätor nicht. Der Heide sprach: „Entsage laut dem Christenglauben hier!" — Hoff' alles sonst," versetzt der Greis, „nur dies hoff' nicht von mir!" „Und schwörst du dich zur Stelle nicht von deinem Jesus los, so schützet dich dein Alter nicht, so ist der Tod dein Los!" „Dein Drohen, Richter, trennt mich nicht von Jesus, meinem Herrn; und wenn ich für ihn sterben muß, so sterb' ich für ihn gern." „Verblendeter, erblickst du dort den Scheiterhaufen nicht?" „Kein Scheiterhaufen schreckt mein Herz, wenn Gott ge¬ beut und Pflicht." „So büße denn für deinen Trotz im Feuertode dort! Geh', Lictor, schlepp' ihn ungesäumt zum Scheiterhaufen fort!" Der Lictor riß ihn ungesäumt zum Scheiterhaufen hin und band ihn an den Marterpfahl und schlug mit Fäusten ihn. ') Ein altrömischer Gerichtsdiener. *) Anführer, Vorgesetzter.