Kars V. fcnt die Regierung nieder. 163 gemacht, so bitte er alle, die dadurch gekränkt worden, recht herzlich um Verzeihung." Dann ermähnte er seinen Sohn, der vor ihm kniete, mit den rührendsten Worten zu einer gerechten und ruhmwürdigeu Regierung. Zuletzt sank er athcmlos in den Sessel zurück. — Im folgenden Jahre 1556 trat er eben so feierlich die Regierung von Neapel und Spanien an seinen Sohn und die des 'deut¬ schen Reiches au seinen Bruder Ferdinand ab und am 17. Sept. schiffte er sich nach Spanien ein. Hier begab er sich ganz allein, ohne auch nur eine seiner Schwestern mit sich zu nehmen, in eine kleine Wohnung bei dem Hicrony- mitcnklosicr St. Jufte in Estremadura und lebte hier Uoch zwei einsame Jahre, indem er seine Stunden zwischen Andachtsnbnngen und Beschäftigungen seiner Hände theil¬ te. Er bebaute seinen Garten und verfertrgte-tthrcn und andere künstliche Werke. Den Tod wünschte er sich als einen Freund herbei, und dieser erlöste thu auch am 2l. Sept. 1558, im 56.' Jahre seines Atters, von den Fesseln ' seines Leibes. Karl war ein schöner und stattlicher Mann, dessen Anblick Ehrfurcht einflößte. Das blonde Haar und' die blauen Augen zeugtest von seiner niederländischen Ablunft, stuf dem blassen Gesichte aber zeigte sich der Ernst des Spaniers, der stur selten durch ein Lächeln gemildert wur¬ de. Hätte Karl V. nicht in einem Zeitalter der heftigsten Gährungcn gelebt, so würde er ohne Zweifel außerordent- liche Werke hinterlassen haben; nun aber glaubte er sich berufen, den Bewegungen einer neuen Zeit mit aller Macht entgegen zu wirken, und in solchem Kampfe des Einzel¬ nen gegen ein ganzes Zeitalter verehrt sich selbst die ausgezeichnetste Kraft; ja, sie. wird oft auf einen Weg geleitet, der mit der Geradheit und Gerechtigkeit nicht immer zusammenstimmt, weil der Streit gar zu leicht auch ¿um Gebrauche unedler Mittel verführt; und dieser Ver¬ führung hat Karl nicht immer widerstehen können. > 66. Ferdinand I. 1556 — 1564. Sein Bruder Ferdinand, der nun 8 Jahre alle ist die kaiserliche Gewalt besaß, hat die geradere Laufbahn, die er schon als römischer König angefangen halte, fortgcsetzt. Er hal die Ehre eines Erhalters des innern Fneveus rühmlichst behauptet; denn obgleich er mit ganzer Seel« dem Glauben seiner Vorfahren zugethan war, so war doch das Gefühl der Duldung gegen Andersgesinnte eben so lebendig in ihm, weil Güte und menschliches Wohlwollen seinem Herzen wohnten. Bei fernem redlichen Derlan- 11 *