196 Sechster Zeitraum. 319. svanirei ch. Wahrend Teutschfand, durch seinen Umfang, durch seine Kraft, durch die Thätigkeit seiner Regenten und durch die von diesen Regenten errungene römische Kaiserwürde, in diesem Zeitalter als der wichtigste europäische Staat er¬ scheint, sank in Frankreich, unter den schwachen Nach¬ folgern Karls des Dicken, des in Teutschland Entsetz¬ ten, die Macht dieses Reiches immer tiefer. Wenn von der einen Seite die Jugend und individuelle Regierungsunfahig- keit der meisten Könige Frankreichs eine Hauptursache des höher steigenden Ansehens der großen Vasallen und der mit der Erblichkeit der Lehen verbundenen Ausartung des Lehns¬ systems im Innern des Reiches enthielt; so wirkten gleich¬ zeitig, von der andern Seite, die beiden in Burgund gebil¬ deten neuen Reiche und die beständigen Einfalle der Nor¬ man ner zum Nachtheile der äußern Macht dieses Staa¬ tes. Die Norm an ner, welche schon feit hundert Jahren die aus Karls des Großen Monarchie hervorgegangenen einzelnen Staaten verwüstet harten, und von Teurschland nur mit Mühe zurück geschlagen worden waren, erkämpf¬ ten sich (912) unter ihrem Anführer und Herzoge Rollo, der seit der Annahme des Christenthums Robert hieß, bleibende Wohnsitze in einem Theile Frankreichs, der nach ihnen die Normandie genannt ward. Bald zogen aber auch von hier aus mehrere unternehmende Abenteurer in fremde Erdstriche; nicht ohne Glück mischten sie sich in die Angelegenheiten Unteritaliens, und wurden bald daselbst einheimisch. Noch kühner aber war die Landung des Nvr- manns Wilhelm des Eroberers in England, wo er das Panier seiner Siege (1066) aufpflanzte, und eine neue Dynastie stiftete. In Frankreich geschah dasselbe durch Hugo Capet, nach des neunzehnjährigen Ludwigs 5 Tode (987); denn Ludwigs Oheim, der Herzog von Lothringen, aus dem Ge¬ schlechte der Karolinger, ward von Hugo Capet besiegt.