182 II. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. Sie lichtet der düstern Schwermut Schmerz, verklärt uns das Auge durch Lust und Scherz. Zum dritten jegliche Knnst erkennt in des Malers Kunst sein Fundament; der Steinmetz, Goldschmied und der Schreiner, Formschneider, Weber, der Werkmeister keiner entbehrt sie je, weshalb die Alten sie für die herrlichste Kunst gehalten. Wie strahlt der Griechen Namen hell, Zeuxis, Protogenes, Apell. Gott hat zum Heil dem deutschen Land der Künstler manchen mit hohem Ver¬ stand, wie Albrecht Dürer, uns gegeben, des Kunst verschönernd schmückt das Leben. Was er mit Fleiß gesä't, erwachs ihm zu reichen Segen, fleht Hans Sachs. So sang der Poet und die Gegner schwiegen. Voll innern Wohl¬ gefallens klopfte ich ihm auf die Schulter und gab ihm zu verstehen, daß er mir wie aus der Seele gesprochen. Alle zollten ihm Beifallsbezeugungen und Michael Beheim war nicht der letzte. Er nahm sich den Kranz ab und setzte ihn Hans Sachsen aufs Haupt, Nürnbergs kunstreichem Schuster." August Hagen. 82. Hans Brüggemann, der edlen Schnitzkunst Meister. Es war den Kunstliebhabern schon längst bekannt, daß durch ganz, Schleswig-Holstein eine Menge von Schnitzwerken allerlei Art zerstreut sei. Man kann dieselben vom Norden der Westküste Schleswigs bis tief ins östliche Holstein verfolgen. Wie tief das Interesse dafür ins Volk gedrungen war, ersieht man aus der einen Nachricht, daß im 17. Jahr¬ hundert in Ditmarschen jede Braut es für eine Ehrensache hielt, einen sein geschnitzten Schrank oder Koffer als Aussteuer zu erhalten. Nirgends aber im ganzen Lande ist die Holzschnitzkunst eifriger betrieben worden, als an der Westküste Schleswigs, der Heimat Brüggemann's, von den Friesen. In den dreißiger Jahren unsers Jahrhunderts waren in den Häusern der Bauern noch so viele Produkte derselben vorhanden, daß Lieb¬ haber dieser Kunst damals mit geringem Geldaufwande sich nicht unbedeu¬ tende Sammlungen vaterländischer Holzschnitzarbeiten anschaffen konnten. Die bedeutendste derselben wurde die des Professors Thaulow in Kiel, welche jetzt in dem „Thaulowmuseum" eine schön gruppierte Aufstellung ge¬ funden hat. Leider sind auch viele und wertvolle Schnitzarbeiten nach dem Auslande verkauft worden. Namentlich machten Hamburger Juden in den vierziger Jahren förmlich Jagd auf allerlei Schnitzereien und wußten sich für wenig Geld zum Teil wertvolle Stücke zu erwerben, weil das nachgeborne Geschlecht die Arbeiten seiner Väter nicht zu schätzen wußte. Zu solchen Arbeiten gehörten besonders Reliefschnitzereien, meistens Scenen aus der biblischen Geschichte, darstellend, an der Vorderseite von großen Truhen oder Laden, die in den alten „Peseln" aufgestellt waren und den „heimlichen Reichtum", d. h. das Leinenzeug bargen; ferner ge¬ hören hierher die Schnitzarbeiten an den großen stehenden Schränken, bild¬ liche Darstellungen in den Füllungen, z. B. am Susannenschrank Dar¬ stellungen aus der Geschichte der Susanna, Ornamente auf dem Rahmen¬ werk, Kerbschnittmuster an den Thüren und Seiten der kleinen Wand¬ schränke u. dergl. mehr.