15 sicherlich Unrecht gethan. Wohl aber wollen wir davor warnen, daß man bei derartigen Gesprächen nicht Dinge aus der Geschichte heraus¬ zieht, die nicht darin sind. oder nicht Dinge hineinträgt, die nicht hineingehören. Der bibl. Geschichtsunterricht hat seinen Schwerpunkt nicht im Sprechen über die Geschichte, sondern im Sprechen aus der Geschichte heraus."*) Alles Weitschweifende ist bei der Behand¬ lung zu vermeiden. Lange Erklärungen rc. sind hier nicht mehr nötig, da die Geschichte hinreichend genug vorbereitet wurde. Was die Kinder verstehen können, suche man nicht noch besonders zu erklären (durch vieles Hin- und Herreden werden die Kleinen erst recht ins Unklare geführt), sondern man begnüge sich mit dem Abfragen, ver¬ bunden mit einfachen, kurzen Erklärungen und Hinweisungen auf ethische Momente. Die Unterredung sei einfach! Sehr richtig! sagt Wilde in seiner „Erziehungslehre": „Die Einfachheit und Anschau¬ lichkeit sind die Haupteigenschaften der Sprache für Kinder; Lebhaftig¬ keit, Nachdruck und Schönheit passen für den Jüngling." Die soge¬ nannten Nutzanwendungen oder langen moralischen Ansprachen sind verwerflich. Treffend schreibt Curtmann in seiner „Unterrichts¬ lehre": „Alle moralisierenden Zuthaten schwächen den Eindruck. Das moralische Urteil muß iu der Erzählung selbst und in kurzen Hin¬ deutungen auf göttliches und menschliches Wohlgefallen oder Mi߬ fallen liegen. Dadurch werden die Bilder der bibl. Geschichten und Personen zu unwandelbaren, moralischen Anschauungen, zu einem sitt¬ lichen ABC. Auch werden die Kinder selbst die guten Personen lieb¬ gewinnen, die bösen verabscheuen, mit den Irrenden Geduld, mit den Leidenden Mitleid haben, ohne daß es dazu wesentlicher Nachhilfe von seiten des Lehrers bedürfe. Sie werden sich selbst und das Leben vergleichen und Beziehungen suchen; und immerhin mag ihnen dabei der Lehrer au die Hand gehen. Eben darum lasse man aber auch die Personen wie sie sind, verschönere nichts an den vorzugsweise frommen, karikiere aber auch nicht die bösen. Die Wahrheit wirkt am stärksten ohne Schminke; und daß die Bibel keine Ideale, sondern wirkliche, bald edle, bald fehlende, bald Gott ergebene, bald Gott ent¬ fremdete Menschen vorführt, liegt ja auf dem ersten Blicke offen. Ge¬ schieht nun gar die Rechtfertigung der absolut Frommen durch Ver¬ drehung des sittlichen Urteils und auf Kosten der Gerechtigkeit, so -) Kehr, Praxis, S. 108.