27 Nation verglichen, hat man keine Ursache, die italienische der deutschen vorzuziehen. Denn Deutschland scheint mir eine neue Gestalt bekommen zu haben und seine Städte scheinen mir seit ehegestern gebaut zu sein." Zur Hebung des Bürgerstandes und zum Wohlstand des Landes trug aber noch ein Umstand besonders bei: der Handel. 4. Der Handel im Mittelalter. Der Lohnwerker erhalt für seine Arbeitsleistung eine Ent¬ schädigung in Naturalien, der Handwerker verlangt einen Preis. Auch beim eigentlichen Handel wird ein Preis verlangt. Wenn ich, um 4 Pfund Fleisch zu erhalten, 20 Pfund Brot geben muß, so ist der Tauschwert des Fleisches fünfmal so groß als der des Brotes. Dafür kann ich auch sagen, der Preis des Fleisches ist fünfmal so hoch als der des Brotes. Jeder Gegenstand hat einen Tauschwert oder Preis. Der Tauschhandel ist aber mit großen Schwierigkeiten verbunden, weil jeder Gegenstand einen andern Tauschwert hat. Wenn ein Schuh¬ macher seine Ware gegen Mehl und ein Bäcker die seine gegen Leinwand anbieten würde, so würden wir dies sehr unpraktisch finden. Eine Ware hingegen, die einen festen unb unabänderlichen Maßstab für den Tauschwert aller Gegenstände bilden würde, eine Ware, die ferner teilbar, transportfähig und leicht aufzube¬ wahren wäre, müßte sich für den Handel sehr vorteilhaft erweisen. Der Handel im Mittelalter führte dieses Tanschmittel ein; es ist das Geld. Das Geld besitzt neben den gewünschten Eigenschaften auch noch andere willkommene: es ist bequem mitzuführen und nützt sich wenig ab. Das Geld wurde daher diejenige Ware, die zur Vergleichung der Tauschwerte aller Handelsgegenstände benützt wurde. Der Wert jeder Ware wurde nun auf den Wert des Geldes zurückgeführt. Die Naturalwirtschaft zur Zeit des ab¬ hängigen Handwerks wurde von der Geldwirtschaft zur Zeit des zünftigen Handwerks abgelöst. Der Tausch mit Geld bedingt Kauf und Verkauf; er kann zufällig und absichtlich vor sich gehen. Der absichtliche Tausch mit Geld geschah im Mittelalter auf dem Markte Die Märkte waren anfangs mit religiösen, geistlichen oder kriegerischen Zu¬ sammenkünften verbunden. Zu diesen erschienen die Kaufleute') und boten ihre Waren zum Schmucke der Kirche, zu Kriegs¬ rüstungen re. feil; der doppelte Sinn des Wortes „Messe" erinnert noch heute an den Markt vor der Kirche. Später wurden die Märkte ausschließlich zu dem Zwecke abgehalten, Waren zu ver- h Kaufmann — ursprünglich der Kaufende, spater der Händler. Preis. Geld. Markt.