Vorwort zur 1. Auflage. Als ich auf meinen Reisen durch Deutschland, Österreich, Schweiz und Frankreich die Organisationen des gewerblichen Erziehungswesens einem eingehenden Studium unterzog, war es mir aufgefallen, daß wir Deutsche unsere jungen Leute in allen möglichen Dingen zu unterrichten und den technischen Unterricht auf das trefflichste auszu¬ bauen verstehen, daß wir es aber mit seltenen Ausnahmen ganz und gar versäumen, den jungen Handwerker durch systematische Belehrung und praktische Anleitung in eine vernünftige, den Gesetzen der Natur und den Bedürfnissen der Gesellschaft im Staate entsprechende Lebens¬ führung einzuweisen und für die großen Interessen des Vaterlandes warm zu halten. In meinem vor drei Jahren erschienenen Berichte über einen Teil dieser Studien*) empfahl ich daher die Frage: „Wie ist der hygienische, staatsbürgerliche und wirtschaftliche Unterricht an unsern Handwerkerschulen zu gestalten, auf daß er nicht nur allge¬ mein nützlich werde sondern auch genügende Anziehungskraft auf die Schüler ausübe?" als eine vortreffliche und vordringliche Preisfrage. Der Zufall wollte, daß ein Jahr später die Kgl. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt eine ganz ähnliche, nur viel weiter gehende Preisfrage stellte, bei deren Beantwortung mir Gelegenheit gegeben war, eine Reihe von Lösungen meiner ursprünglichen speziellen Frage wenigstens in knappen Umrissen zu entwerfen.**) Als wir dann vor zwei Jahren an die Neugestaltung des gesamten elementaren gewerb¬ lichen Erziehungswesens in München herantraten, bei der jene wichtige Frage eine Hauptrolle spielte, trat das Bedürfnis einer ausführlichen für Zwecke des unmittelbaren Unterrichts direkt verwendbaren Be¬ arbeitung unabweisbar an uns heran. Denn wenn auch die Literatur über diesen Gegenstand keineswegs gering istt) und von Tag zu Tag *) Beobachtungen und Vergleiche über gewerbliche Erziehung außer¬ halb Bahem, München, Carl Gerber, Seite 198. **) Staatsbürgerliche Erziehung der deutschen Jugend, gekrönte Preis¬ schrift, Erfurt, Carl Villaret, Seite 47 bis 54. t) Vergleiche das Verzeichnis bei Pache, Handbuch des deutschen Fort¬ bildungsschulwesens, 5. Teil, Wittenberg, Herrosö, Seite 75! 1*