110 Wirkung auf die Nerven auszuüben, dem Menschen also, wie er es ausdrückt, einen „Genuß" zu verschaffen. Wir bezeichnen sie daher mit dem Namen „Genußmittel". Ihre Wirkung besteht in einer unmittelbaren Beeinflussung des Nervensystems, einem Reize auf irgendwelche Nervenpartien. Es ist daher schädlich, unter Umständen direkt gefährlich, solcherlei Reizmittel im Uebermaße zu gebrauchen. Erschlaffung und Ab¬ stumpfung der überreizten Nerven und infolgedessen schwere Er¬ krankungen waren in vielen Fällen die nachteiligen Folgen unver¬ nünftigen Gebrauches dieses oder jenes Genußmittels. Außer den bereits erwähnten Getränken zählen hiezu auch die Gewürze, nicht Kochsalz und Essig, die dem Verdauungsprozeß sehr förderlich sind, sondern die Gewürze im engeren Sinne (Pfeffer, Gewürznelken rc.). Mäßig verwendet, erhöhen sie den Wohl¬ geschmack der Speisen durch ätherische Oele oder Harze, die sie enthalten. Gefährlich ist es aber sich an einen allzu ausgiebigen Gebrauch derselben zu gewöhnen, da sie auf Magen und Darm eine erschlaffende Wirkung ausüben und auch die Nieren in ihrer Tätig¬ keit sehr störend beeinflussen. Zu den Genußmitteln zählen dann, wie oben betont, eine Reihe von Getränken, vor allem die sogenannten Aufgüsse: Kaffee, Tee und auch der Kakao, obwohl dieser zugleich ein wertvolles Nahrungsmittel ist. Alle enthalten einen Giftstoff, der bei allzu¬ starkem Genusse, namentlich von Kaffee und Tee, direkt gesundheits¬ schädliche Wirkungen ausübt (Blutandrang, Schwindel, Herzklopfen, Beklemmung ec.) Eine weitere Gruppe von Genußmitteln tritt uns in den al¬ koholischen Getränken (Bier, Wein, Branntwein u. s. w.) ent¬ gegen, deren wirksamster Bestandteil „A l k o h o l" oder „W e i n g e i st" ist. Da sie durch Gärung gewonnen werden, nennt man sie auch „gegorene Getränke". Die Gärung besteht darin, daß, ver¬ anlaßt durch den sogenannten „Hefepilz", Zucker in Alkohol und Kohlensäure zerlegt wird. Beim Trauben- Obst- und Beerenwein ist dies der „Trauben- oder Obstzucker". Bei der Bierbereitung muß zuerst das in der Gerste enthaltene Stärkemehl in Zucker um¬ gewandelt werden, worauf die Zersetzung in die Gärungsprodukte erfolgen kann. Auch bei der Branntweinbereitung aus Kartoffeln, Korn, Weizen rc. wird zunächst durch die Herstellung der Maische Stärkemehl in Zucker übergeführt, der dann der Gärung unterworfen wird. Durch Erhitzen der Maische in geschlossenen Kesseln wird der darin enthaltene Alkohol in Dampf verwandelt, welcher in engen Röhren durch einen Behälter mit kaltem Wasser geleitet wird. Hier kühlt er sich dermaßen ab, daß er wieder flüssig wird. Da auch die aus der Maische entwichenen Wafferdämpfe dabei gleichfalls sich verdichten, so erhalten wir auf diese Weise eine Mischung von Al¬ kohol und Wasser, den Branntwein. Man nennt diesen Vorgang