79 wiegend. Die Bewirtschaftung wechselt. Man läßt das Acker¬ land jetzt nur ein Jahr gepflügt, aber unbebaut als „Brache" liegen. Ein Teil des Landes wird im Herbst mit Roggen, ein zweiter im Frühjahr mit Gerste und Hafer bebaut, der dritte Teil liegt brach. So wird jedes Stück nach drei Jahren wieder mit der gleichen Frucht bebaut. Man nennt dies System die Dreifelderwirtschaft; es bleibt lange Zeit bestehen. Der Vorteil liegt in der besseren Ausnutzung des Bodens. Man unterscheidet extensive und intensive Wirt¬ schaft. Extensiv ist die Wirtschaft, wenn die Natur sich über¬ lassen bleibt, der Mensch wenig Arbeit aufwendet, um den Er¬ trag zu steigern. Intensiv ist die Wirtschaft, wenn die Anwen¬ dung von Arbeit und Kapital überwiegt; wenn also in der Land¬ wirtschaft auch eine kleine Fläche Land durch Düngung, starkes Pflügen, kluge Einteilung des Wechsels zwischen Getreide und Futterbau einen möglichst großen Gewinn abwirft. Die Dreifelderwirtschaft ist ein intensiveres Betriebssystem als die wilde Feldgraswirtschaft, aber keineswegs so intensiv wie die heutigen Systeme. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts kommt— bedingt durch die Vermehrung der Bevölkerung und die Unvermehrbarkeit des Bodens — dieverbesserteDreifelder- wirtschaft auf. Durch Bebauung des Brachlandes mit Klee, Lupinen, Kartoffeln werden dem Boden neue Kräfte zugeführt, da diese Pflanzen Stickstoff der Luft entnehmen und der Erde mitteilen. Noch intensiver wird die Wirtschaft durch die Frucht¬ wechselwirtschaft, bei der ein jährlicher Wechsel von Körnerfrüchten-, Wurzel- oder Blattgewächsen herrscht, also nie zweimal hintereinander Getreide gebaut wird. Das Vieh wird hauptsächlich durch Stallfütterung ernährt. Der Dung kommt dem Ackerbau zugute. Durch die Agrikulturchemie, deren Be¬ gründer Justus von Liebig ist, wird der künstliche Dünger ein¬ geführt. In der freien Fruchtwechselwirtschaft werden der Erde die Chemikalien beigemischt, die durch die Pflanze als Nährstoffe dem Boden entzogen worden sind. Kalk, Stickstoff, Kali, Phosphor werden planmäßig zugeführt. Dadurch ist eine ungeheuer intensive Ausnutzung des Bodens möglich. § 6. Besiedelung und Vesihverhältniffe; soziale Gliederung. Die Ansiedelung der früher nomadischen Germanen hat meist dorfweise stattgefunden. Der Umkreis, auf dem mehrere Sippen sich ansiedelten, heißt die Gemarkung. In einigen, be¬ sonders in niederdeutschen Gegenden haL die Besiedelung in