130 zu Stricken, Matten und sogar zu Schuhen und Hüten; sein Holz ist sehr weich und wird vom Tischler und Bildhauer gern ver¬ arbeitet, doch gibt es nur wenig nachhaltigen Brennstoff. Die Blüthen der Linde werden als medicinischer Thee gebraucht; ihr Same, den man auch bereits als Ersatzmittel des Cacao bei der Bereitung der Chocolade benutzt hat, liefert ein süßes Oel. Im schwülen Sommerabend Komm, Wanderer, zu mir! Mein Schatten ist so labend; Ich biet' ihn schirmend dir. Und meine Blüthe streuet Gewürze in die Luft; Wenn dich nichts mehr erfreuet, Erquickt dich doch mein Dust. 126. Die Eiche. Der höchste, kräftigste und schönste Baum, den wir in Deutsch¬ land kennen, ist die Eiche. Auf langen, starken, tief eingewach¬ senen Wurzeln erhebt sich ihr dicker, mit einer rauhen Rinde versehener Stamm, welcher oft 60 bis 80 Ellen hoch wird. Am obern Ende des Stammes strecken mannsdicke Aeste ihre Arme aus und tragen Zweige, Blätter, Blüthen und Früchte. Der be¬ trächtliche Umfang ihrer herrlichen Krone, das dunkle Grün ihrer zackigen Plätter ergötzt das Auge der Menschen; der kühlende Schatten ihrer dicken Belaubung erquickt den müden Wanderer; das dumpfe Tosen und Brausen des Sturmes in ihren Zweigen erfüllt die Seele mit Grausen. Ein Sinnbild der Kraft, der Stärke und der Ausdauer steht sie da und trotzt Jahrhunderte lang den Wettern und Stürmen der Zeit. Unsern Vorfahren, den alten Deutschen, war sie ein heiliger Baum. Sie liefert uns ein festes, dauerhaftes Bauholz zu Haü- sern, Schiffen, Eisenbahnen rc. Der Tischler verfertigt aus ihrem Holze schöne und starke Möbel. Die Früchte, welche Eicheln genannt werden, sind für die Schweine ein treffliches Nahrungsmittel. Die getrocknete Rinde heißt Lohe und wird vom Gerber benutzt. 127. Die Tanne. Die Tanne ist ein schlanker Waldbaum und gehört zu den Nadelbaümen. Dieselbe wächst gern auf Anhöhen in einem trockenen aber nicht zu schlechten Boden. Sie hat tiefgehende starke Wur¬