145 64. vor der Schmiede. 1. Sag' Meister, wird dem Arme das Hämmern auch zur Last, wenn Amboß sich und Eisen berühren ohne Rast? 2. Der Meister hob den Hammer; das Eisen zuckte vor, und Funken sprühten zischend vom Amboß bis zum Tor. 3. Dann lachte er und sagte: „Ob mir der Arm erschlafft? Die Übung macht den Meister; beim Hämmern wächst die Kraft." 4. Hast recht, du eisenfester, du krasterprobter Mann; mir wachsen auch die Schwingen, je mehr ich schaffen kann. Joh. Brüdt. 65. Vas Eisen. (Ohne Eisen könnten wir keinen Augenblick leben; denn das Eisen rollt in unserem Blute und gibt ihm die rote Farbe, das Eisen fertigt die Wiege des Säuglings und den Sarg des Toten, das Eisen baut uns die Häuser, wärmt uns die Zimmer, schließt uns die Türen, das Eisen pflügt unsere Ücker, mäht unsere Wiesen und Felder und hilft das er¬ worbene Gut uns schützen, wenn die Feinde den Herd und die Freiheit bedrohen. Mit dem Eisen stärken wir den Huf unserer Pferde und zügeln wir ihren wilden Mut, aus Eisen bereiten wir dem Dampfwagen eine Straße, durch Eisen erzeugen wir jenen elektrisch-magnetischen Strom, der mit der Schnelligkeit des Blitzes auf dünnem Drahte unsere Gedanken fortträgt, von Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Unsere Zeit baut Schiffe aus Eisen und errichtet eiserne Häuser und Kirchen. Und selbst die feinsten Schmucksachen werden jetzt aus Eisen gegossen. Gold und Silber sind freilich glänzender und schöner, aber wir können die silbernen Pokale und goldenen Uinge entbehren, und wer nicht mit silbernen Löffeln und Gabeln essen kann, läßt sich's auch mit eiserner Gabel und einem Blechlösfel wohlschmecken. Das Eisen ist das aller¬ unscheinbarste Metall, und doch müssen wir erst durch seine Hilfe die übrigen Metalle gewinnen und können mit ihm alle übrigen Metalle ersetzen; das Eisen ist wie das Getreide zur Notdurft und Nahrung des Leibes und Lebens erschaffen, es ist uns nötig wie das tägliche Brot. Die gütige Vorsehung hat aber auch Sorge getragen, daß dieses allernützlichste Metall in hülle und Fülle auf Erden vorhanden sei, in viel größeren Massen als jedes andere Metall. Sie hat es jedoch vor¬ zugsweise in die gemäßigten und kälteren Länder gepflanzt, wo starke Fäuste und sehnige Glieder, wo Heller verstand und kräftiger Wille zu Hause sind. Unter dem Üquator ist wenig zu finden. In Europa erzeugte bisher England das meiste Eisen. Im Fahre 1911 betrug dort aber die Ausbeute nur 10 000 000 t, während Deutschland in demselben Fahre