10 glänzende Thaten, und sein Heldenwuth erfüllte die Königin mit Bewunderung. Sein Trübsinn verlor sich in ihrem Um¬ gang; er legte sogar ihre Kleider an und setzte sich an den Spinnrocken, während sie sich mit seiner Löwenhaut bedeckte und seine Keule ergriff. Nach drei Jahren erwachte des Helden Thatkraft und trieb ihn, neue Abenteuer zu suchen. Er kam nach Kalydon in Aetolien, wo damals König Oeneus herrschte. Seine Tochter war die schöne Dejanira, um die der Flußgott Acheloos freite. Der Vater versprach sie dem, der in einem Wettkampf siegen würde. Herakles kämpfte mit ihm und warf ihn nieder. Der Flußgott verwandelte sich in eine ungeheuere Wasserschlange, aber Herakles hielt ihn fest und erwürgte die Schlange. Dennoch entschlüpfte ihm der Feind und erneuerte den Kampf als riesiger Stier. Herakles be¬ zwang auch diesen und brach ihm ein Horn ab. Da gab sich der Flußgott überwunden, barg beschämt sich in sein Bette und wagte nicht mehr hervorzutreten. Der Sieger aber er¬ hielt die Hand der Dejanira. Auf der Reise nach Theben mußte er über den Fluß Evenos setzen, der eben hoch angeschwollen war. Der Ken¬ taur Nessos, ein Wesen, das unten ein Roß mit vier Füßen, oben ein Mensch mit zwei Armen war, erbot sich, Dejanira auf seinem Rücken hinüberzutragen. Das Anerbieten ward angenommen, und glücklich gelangte Dejanira an das andere Ufer. Hier aber setzte sich der Kentaur in Galopp, um sie zu entführen: da schoß ihm Herakles einen Pfeil durch den Leib. Nessos fühlte bald, daß der Pfeil vom Gifte der Hydra durchdrungen war, und sann im Sterben noch auf Rache. Er gab ihr sein wollenes, mit Blut getränktes Ge¬ wand mit dem Bedeuten, wie sie damit des Gatten Liebe erhalten könne, wenn er ihr jemals untreu werden sollte. Die Veranlassung, davon Gebrauch zu machen, blieb nicht aus. Herakles hatte in einem Kampfe die schöne Jole, eine Königstochter, als Beute gewonnen. Dejanira, eifer¬ süchtig auf sie, suchte sich die Liebe ihres Gatten zu sichern. Sie verfertigte für ihn ein schönes Festkleid, in welches sie die Wolle vom Gewände des Nessos verwebte. Als nun einst Herakles auf einem Vorgebirge der Insel Euböa dem Zeus