109 neuem den Krieg, Indem sie den Solon zum Anführer wählten. Solon segelte mit seiner Schaar zum Vorgebirge Kolias, das der Insel Salamis gegenüber liegt. Hier fand er die Frauen, die der Demeter ein Opfer brachten. Er schickte einen zuverlässigen Mann nach Salamis, der sich für einen Ueberläufer ausgab und den Megarensern den Rath gab, so schnell als möglich nach Kolias zu schiffen, wenn sie die vor¬ nehmsten Frauen der Athener in ihre Gewalt bekommen wollten. Die Megarenser ließen sich täuschen und schickten ein Fahrzeug ab. Als aber Solon das Schiff von der Insel abstoßen sah, entfernte er schnell die Frauen und ließ un¬ bärtige Jünglinge die Frauengewänder anlegen und ein kurzes Schwert darin verbergen. Nun befahl Solon den Jüng¬ lingen am User zu spielen und zu tanzen, bis die Feinde gelandet sein würden. Die Megarenser stürzten auf die ver¬ meintlichen Frauen los und kamen alle im Gedränge um. Darauf segelten die Athener auf die Insel zu und nahmen sie in Besitz. (600 v. Chr.) Als der sogenannte heilige Krieg gegen Kirrha oder Krissa geführt wurde, weil die Krissäer den Besuch des Delphischen Orakels den Fremden sehr erschwert und an dem Heiligthume des Gottes gefrevelt hatten, bestimmte Solon die Athener zur Theilnahme an diesem Kriege, der damit endigte, daß die Stadt zerstört und ihr Gebiet dem Gotte geweiht wurde. Wenn Solon schon durch die eben erzählten Thaten die Blicke und die Bewunderung aller Griechen auf sich gezogen hatte, so war dies noch in viel höherem Grade der Fall, als er vom Volke zum Gesetzgeber und Ordner seiner sehr zer¬ rütteten Vaterstadt gewählt wurde. Zwar hatte schon Drakon (624 v. Chr.) den Athenern Gesetze gegeben, die aber so strenge waren, daß sie für jedes unbedeutende Vergehen Tod oder Verbannung bestimmten, weshalb man später sagte, Drakon habe seine Gesetze nicht mit Dinte, sondern mit Blut geschrieben. Drakon selbst soll gesagt haben, für die kleinsten Vergehen sei die Todesstrafe nicht zu hart, für die größten