Die Ritterburgen. 151 den Rücken mit dem Schilde deckend, zurück und wandte sich dann wieder, um diejenigen, vor welchen er geflohen, zurückzuwerfen und zu verfolgen, bis endlich die Könige, von zahlreichem Gefolge begleitet, mit gewaltigem Geschrei dazwischensprengten und bald gegen diese, bald gegen jene, sobald diese flohen, andrängten. Ähnliche Spiele waren auch in der folgenden Zeit das Vergnügen des waffenlustigen Herrenstandes, und wenn Gott¬ fried von Pruillh, welcher im Jahre 1063 starb, als Erfinder der Turniere genannt wird; so wird damit nur gesagt, daß er den üblichen Waffenspielen durch bestimmte Vorschriften und Gesetze eine feste Gestalt gegeben und sie dadurch zu Turnieren ausgebildet habe, deren französischer Ursprung sich auch darin ausspricht, daß sie französische Kämpfe genannt werden. Die Teilnahme an den Turnieren war gewissen Bedingungen unterworfen: Ritterbürtigkeit oder Abstammung von solchen, welche den Kriegsdienst zu Pferde gethan hatten, und ein untadeliger Ruf wurde verlangt; über die Waffen gab es bestimmte Vorschriften. Anfangs war nur der Gebrauch hölzerner Schwerter mit eisernen, nicht geschärften Spitzen gestattet; allein bald führte man statt derselben die gewöhn¬ lichen Schwerter ein, nur mit der Beschränkung, daß sie nicht geschliffen fein sollten; neben denselben wurde die Lanze gebraucht; untersagt war es, sich im Sattel anzubinden. Der Kampf selbst bestand vornehmlich im Gefechte ganzer Haufen gegen einander, außerdem in Einzelkämpfen; der Sieg wurde dadurch entschieden, daß der Gegner aus dem Sattel gehoben wurde. Den Dank, gewöhnlich in kostbaren Waffen, in goldenen Arm¬ oder Halsketten oder in goldenen Ringen bestehend, empfing der Sieger aus der Hand schöner und vornehmer Frauen; Turnierrichter, stets sehr angesehene Ritter, wachten über die Beobachtung der Turniergesetze. Eine zahlreiche Versammlung, besonders die Gegenwart vieler Damen, ver¬ herrlichte das Fest, und die Kämpfenden suchten, einander auch in dem Glanze der Rüstung und Kleidung und in der Schönheit des Pferdes zu übertreffen. Heftige Begierde, den Sieg zu erringen, erregte indes bald Leidenschaftlichkeit, auch gegenseitiger Haß suchte Befriedigung; und so wurde das Kampfspiel oft zu einem ernstlichen blutigen Kampfe, welcher manchem das Leben kostete. Ernst Alex. Schmidt. 60. Die Ritterburgen. Die Errichtung der Burgen war sehr verschieden nach den verschie¬ denen Lokalitäten; indes wird sich doch mehr allgemein Übereinstimmen¬ des finden lassen, als in unseren Hausbauten. Die germanische Volkssitte hatte eine zu breite, feste Basis auch für häusliche Einrichtungen gegeben, und wie auch Klima und Bildung abändernd wirkten, gewisse Über¬ einstimmungen finden sich doch überall. Nur einen Unterschied müssen wir schärfer festhalten: den zwischen den Burgen umfassenderer Anlage,